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Den sexuellen Missbrauch erkennen

Kriminalkommissarin und Theaterwerkstatt informieren 150 Eltern

Borgholzhausen (xe). Sieben bis elf Kinder pro Jahr sterben im Kreis Gütersloh an den Folgen von sexuellen Missbräuchen. Wie viele Jungen und Mädchen tatsächlich Opfer solcher Delikte werden, ist nicht genau definiert. Die Dunkelziffer ist in keinem anderen Verbrechen so hoch.

Diese Bilanz stellte Elke Teckentrup, Kriminalkommissarin des Kreises Gütersloh, beim Informationsabend am Mittwoch in der Aula der Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule vor. Etwa 150 Eltern waren der Einladung gefolgt, um sich über das Thema zu informieren. Polizeibezirksbeamter Josef Hoppe begrüßte die Besucher auch im Namen der Schulleitung.
»Bis zu 80 Prozent des sexuellen Missbrauchs geschieht im sozialen Nahbereich. Dass heißt, es sind Personen, denen das Kind vertraut«, erzählte Teckentrup. Darunter könne der eigene Vater, Stiefvater, Großvater oder der Nachbar fallen. Aber welche Anzeichen gibt es, die auf einen Missbrauch hindeuten? Elke Teckentrup stellte mehrere Symptome vor: Essstörungen, Schwierigkeiten in der Schule, Angst vor Erwachsenen, Bettnässigkeit und Sprachstörungen. Die Kinder würden in ständiger Angst leben und gäben sich meistens selbst die Schuld. »Die Jungen und Mädchen schämen sich dafür, dass ihnen so etwas passiert. Außerdem können sie es nicht richtig einordnen und glauben, dass der Missbrauch irgendwann aufhört«, berichtete Teckentrup weiter.
Wie sich Kinder gegen Fremde wehren können, wenn ihnen etwas nicht gefällt, zeigten Stefan Bruns und Andrea Hanheide von der Theaterpädagogischen Werkstatt in Osnabrück. Sie präsentierten den Eltern mehrere Szenen aus ihrem Theaterstück »Mein Körper gehört mir«. Ein Beispiel: Ein Mädchen sitzt im Bus und liest eine Zeitschrift. Währenddessen setzt sich ein fremder Mann zu ihr und umarmt sie. Wie soll die Schülerin in einer solchen Situation reagieren? »Einfach Nein sagen«, rät das Expertenduo. Vielen Kindern falle es sehr schwer das Wort »Nein« überhaupt zu sagen, so die Experten. Aber genau das sei wichtig, denn nur ließen die Erwachsenen locker.
In einem weiteren Teil der Aufführung zeigten die Pädagogen, wie Jungen und Mädchen es ihren Eltern beibringen können, wenn sie etwas Unangenehmes erlebt haben. Ein Beispiel: Der junge Stefan nimmt Tennisunterricht bei Frank. Als Frank Stefan erklärt, wie er mit dem Tennisschläger umgehen soll, berührt er ihn am Po. Stefan vertraut sich seiner Mutter an. Die zeigt sich verständnisvoll und bietet dem Jungen an, beim Training dabei zu sein. Als Belohnung bekommt Stefan ein Eis.

Artikel vom 09.03.2007