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Leiter des Geschäftsbereichs Erzeugung: Dr. Ingo Kröpke

Biogas direkt ins Leitungsnetz

Stadtwerke denken an neuartige Technologie - Energie für 1000 Haushalte

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Wenn alles optimal läuft, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Friedhelm Rieke, könnte bereits Ende 2008 das Gas für die Heizung in mindestens 1 000 Privathaushalten aus nachwachsenden Rohstoffen stammen. Die Stadtwerke planen den Einstieg in die Biogas-Technologie.

»Wir befinden uns in der Überlegungsphase«, informiert Dr. Ingo Kröpke, Geschäftsbereichsleiter Erzeugung über die Ambitionen in Sachen Biogas. Allerdings: Um die 1 000 Haushalte effektiv versorgen zu können, sind umgerechnet drei Megawatt »Thermisch« als Spitzenleistung erforderlich. Und das, wissen die Fachleute, braucht wiederum reichlich Fläche. Genau 700 Hektar Anbaufläche von Biomais für die Produktion von Rohstoff sind erforderlich. Gegenwärtig, erklärt Kröpke, überziehe man das Bielefelder Stadtgebiet mit einem Raster: »Wir prüfen derzeit, wo das Verhältnis von landwirtschaftlich verfügbarer Fläche und schneller Erreichbarkeit der Verbraucher gegeben ist.«
Stolz sind die Stadtwerke auf das angedachte Projekt, weil es anders ist als der Großteil der andernorts geplanten Anlagen. In Bielefeld wird das in der Bio-Anlage produzierte Gas von so hoher Qualität sein und so intensiv gereinigt, dass es unmittelbar ins städtische Erdgas-Netz eingespeist wird und dafür sorgt, dass weniger Erdgas aus den konventionellen Bezugsquellen genommen werden muss. Es kann gleichzeitig für die Produktion von Wärme und Elektrizität genutzt werden und schafft damit eine deutlich höhere Ausschöpfung des Energiewertes.
Nach Planung der Stadtwerke-Verantwortlichen soll das Projekt bereits im Mai dem Aufsichtsrat vorgestellt werden. Danach sind drei Monate für die Projektierung vorgesehen. Mit dem Bau könnte noch 2008 begonnen werden. Priorität hat bei den Projektplanern der Stadtwerke derzeit die Standortsuche: Die geschaffene Energie soll nicht irgendwo »verpuffen«, sondern möglichst »gleich um die Ecke« an Abnehmer gebracht werden. Das können Industrieanlagen sein, aber auch kleine Blockheizwerke, mit denen sich Wohngebiete mit Energie versorgen lassen. In Sennestadt wird ein geplantes Blockheizwerk die Energie für das neue Hallenbad bereit stellen.
Genau geprüft werden auch die landwirtschaftlichen Strukturen in und um Bielefeld. Immerhin benötigt man für den Anbau der erforderlichen Biomasse die Fläche von 700 Hektar. Gebraucht wird Mais oder Grünschnitt. Lange Anlieferungswege sollen aber vermieden werden. Ebenfalls ein Thema: Vermeidung von Geruchsbelästigungen. Favorisiert wird eine komplett gedeckelte Anlage.
Dabei wird in Bielefeld längst Energie aus Biomasse produziert, wie Ingo Kröpke erläutert. Der vergleichsweise hohe Anteil an Biomaterial im Hausmüll wird in der MVA thermisch entsorgt - kommt als Strom oder Wärme zum Verbraucher. Kröpke: »Auch dieser Brennstoff in der MVA ist CO2-neutral.«

Artikel vom 08.03.2007