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Über das Leben mit der Arbeitslosigkeit

Ausstellung in der Petri-Kirche

Versmold (OH). Arbeitslosigkeit kommt in der Bibel zwar nicht vor -Êder Situation von Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die am Rande stehen, nimmt sich die Kirche natürlich dennoch an. Raum geben will die evangelische Gemeinde dem Theman nun in der Petri-Kirche. Am Sonntag, 18. März, wird eine Ausstellung mit dem Titel »ÜberLeben« eröffnet, die ganz persönliche Lebensgeschichten zeigt.

»Neun Menschen aus dem Kreis Herford, die Erfahrungen mit der Arbeitslosigkeit selbst gemacht haben oder von ihr unmittelbar bedroht waren, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung«, sagt Pfarrerin Britta Möhring. »Es geht nicht um Daten und Fakten, sondern um persönliche Schicksale.« Von zwei Mal zwei Meter großen Fotos werden die neun Protagonisten in der Kirche den Blickkontakt mit den Betrachtern »suchen«. In sehr persönlichen und in Ich-Form verfassten Texten erzählen die Menschen ihre Lebensgeschichte.
Ein Schwerpunkt liegt darin, wie sie sich zwischen Arbeitslosigkeit, Hartz IV, Ein-Euro-Jobs und Ich-AG über Wasser halten oder hielten. Zu den eindrucksvollen Erzählungen zählen neben ganz persönlichen Lebensstationen auch Erfahrungen mit Behörden und Sozialsystemen, das Gefühl »nur noch eine Nummer zu sein«, aber auch Zwänge, Probleme, Unzufriedenheit und Hoffnung.
»Die Ausstellung und ihre besondere Form soll dazu anregen, die Welt für einen Moment durch die Augen eines anderen zu sehen und sich in dessen Lage hinein zu versetzen«, sagt Britta Möhring. »ÜberLeben -ÊWas passiert, wenn Du außen vor bleibst?« handele nicht nur über das Leben der neun Menschen, sondern auch über deren Erfahrungen, schwierige Situationen durchzustehen -Êund viel Hoffnung, die Enttäuschungen gegenübersteht.
»In unserer Kirchengemeinde besteht über das Engagement für die Gütersloher Tafel Kontakt zu Arbeitslosen. Ansonsten ist das Thema in unserer Arbeit nicht fest verankert, sondern bleibt der Initiative jedes einzelnen überlassen.« Sich mit den Menschen und deren Problemen aus Arbeitslosigkeit und Armut zu beschäftigen, dazu solle die Ausstellung Anstoß geben.
Die Schulpfarrerin blickt in diesem Zusammenhang auch auf die Situation der heutigen Schülergeneration: »Zu meiner Zeit hat sich die Frage gestellt, was man beruflich machen möchte. Heute heißt es nur noch: Wo bekomme ich einen Job.« Die allzu pragmatische Herangehensweise abseits von Berufsträumen sehe sie mit Skepsis. Eingeladen hat die Schulpfarrerin die neunten und zehnten Klassen der weiterführenden Schulen.
Entstanden ist die Ausstellung im Auftrag des Kirchenkreises Herford. »Diese Form des Umgangs mit dem Thema schien auch uns angemessen«, sagt Britta Möhring. Der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 18. März, geht um 10 Uhr ein Gottesdienst voraus, der von ehrenamtlichen Helfern der Gütersloher Tafel mitgestaltet wird. Um 11 Uhr werden dann Holger Kasfeld vom Kirchenkreis Herford und Friederike von Behren, technische Mitarbeiterin für Fotografie an der Uni Osnabrück, einleitende Worte sprechen. Zu sehen ist die Ausstellung am Sonntag von 11 bis 13 Uhr, von Montag, 19. März, bis Freitag, 23. März, jeweils von 15 bis 18 Uhr.

Artikel vom 08.03.2007