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»Maia« wird ein Schimmel

Nachwuchs bei der Senner Pferdezucht der Biologischen Station

Schloß Holte-Stukenbrock (kl). Elf Monate im Mutterleib, und das auf den Tag genau, knapp vier Tage auf der Welt und schon über den Hof tollen - für Stutfohlen Maia, den jüngsten Nachfahren den Senner Pferde, ist das alles kein Problem.

Samstag Nacht wurde Maia in der Tierklinik Vorbohle an der Langen Straße geboren, gestern feierten die Mitarbeiter der Biologischen Station und Helfer das Ereignis. Mit von der Partie war auch Susanne Rimkus, die Leiterin des Landgestüts Warendorf, das auch den Deckhengst zur Verfügung gestellt hatte. »Ich freue mich ganz besonders, dass es ein Stutfohlen geworden ist, damit wir den Nachwuchs auf der Mutterseite voranbringen können.« Dazu sei es noch ein »ordentlich gebautes« Tier, ein »gutes Fohlen«, betonte die Gestütleiterin und hob auf die langen Beine von Maia ab. Sämtliche Erwartungen hätten sich erfüllt.
Maias Mutter ist die Senner Stute Ismene. Der Vater, Prestige, ist ein englischer Vollblüter aus der Türkei, der über Bulgarien zum Landgestüt gekommen ist. »Es ist schwierig, Vollbluthengste zu bekommen, und wir haben ihn mit Bedacht ausgewählt.« Der jetzt 18-jährige Prestige ist in der Türkei Rennen gelaufen und hat unter anderem den großen Preis von Istanbul gewonnen. An sich sei Prestige jedoch ein untypisches Rennpferd, weil »großlinig« und »bergauf« gebaut, mit »elastischer Grundgangart«. Genau diese Eigenschaften machten ihn jedoch ideal für die Senner Zucht.
Ismene soll im nächsten Jahr gleich noch einmal Mutter werden, diesmal wird aber wahrscheinlich Deckhengst »Flucato« der Vater sein, kündigte Susanne Rimkus an. »Wir lassen uns in züchterischen Fragen ausschließlich über Warendorf beraten«, erklärte Aloys Sielhorst von der Biologischen Station. Den Namen Maia hat für das Stutfohlen der Schirmherr, Dr. Armin Prinz zu Lippe ausgesucht. Maia ist eine Figur aus der griechischen Mythologie, Tochter des Atlas, Geliebte des Zeus und Mutter des Hermes.
Übrigens: »Wir sind uns ziemlich sicher, dass auch dieses Fohlen ein Schimmel wird«, erklärte Susanne Rimkus. Laien würden dies angesichts des zurzeit eher dunklen Fells nicht vermuten. Weiß ist nur ein winziger Fleck auf der Stirn.
Mit Maia verfügt die Biologische Station jetzt über sieben Senner Pferde. Die Stuten Ismene und ihre Mutter Karina stehen ganzjährig auf der Weide in Augustdorf, die Hengste und Wallache sind den Sommer über auf der Wildbahn in der Moosheide. Hinzu kommt dort noch ein Pferd aus privaten Besitz. Bundesweit existieren etwa 40 Senner Pferde, sagte Sielhorst auf Nachfrage.
Die Zucht befindet sich noch im Aufbau. »Bei der Pferdezucht muss man in Dekaden denken«, sagte Susanne Rimkus. Auch wenn es sich um eine so genannte Erhaltungszucht dieser alten Rasse handele, solle der Bestand langfristig erhöht werden. Die Biologische Station denkt in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Eggegebirge/Teutoburger Wald an die Aufnahme größerer Flächen in die Beweidung in ein paar Jahren, erklärte Peter Rüter, Leiter der Biologischen Station. »Wir wollen aber nichts übers Knie brechen«, ergänzt Vereinsvorsitzende Christel Schroeder. Man sei noch dabei zu beobachten, wie sich die beweideten Flächen entwickeln. Schließlich sei nach wie vor die ganzjährig Beweidung das Ziel.
Das Projekt wird ausschließlich über ehrenamtlichen Einsatz und Sponsoren finanziert, darunter die Stiftungen Euro-Natur und Carina aus Herford, sowie das Unternehmen Dr. Oetker.

Artikel vom 07.03.2007