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Ratschläge gegen die eiskalte Wut

Fachtagung zu Amokläufen - vier Selbstmordversuche in zwei Monaten


Kreis Gütersloh (GG). Jeder mögliche Amokläufer spricht vorher über seine Tat. »Ein Amoktäter in einer Schule ist fast nie rasend und ausrastend, sondern beherrscht von einer eiskalten Wut«, sagt Dr. Heidrun Bründel, Diplompsychologin in der Bildungs- und Schulberatung des Kreises Gütersloh. Während einer Fachtagung im Kreishaus gab sie 145 Schulleitern Ratschläge zum Umgang mit solchen Extremsituationen.
Bründel hat die verheerenden Fälle der vergangenen Jahre studiert, Fachliteratur gelesen und mit Experten gesprochen. In den meisten Fällen hätten spätere Amokläufer den Zeitpunkt und den Ort der geplanten Tat vorab bekannt gegeben, etwa im Internet: »Gerne stellt er auch Fotos oder Videos ins Internet, um sich zu inszenieren.« Wenn Lehrer oder Mitschüler so etwas mitbekommen, dann sei es wichtig, aktiv zu werden. Bründel wies auf »sensible« Tage hin: »Wenn zum Beispiel ein Schüler von der Schule verwiesen wurde, dann ist beispielsweise eine Abiturfeier noch mal eine scheinbar günstige Gelegenheit, Ýes allen noch mal zu zeigenÜ«. Bei Schulen sei es immer eine zielgerichtete Tat, bei der die Opfer, wie Schulleiter, Lehrer und auch Schüler, vorher von dem Täter anvisiert würden. Beste Prävention für die Lehrer sei deshalb der stetige Dialog mit den Schülern und Eltern. Auch die Mitglieder vom Netzwerk Gewaltprävention stünden bei Fragen rund um die Uhr zur Verfügung.
Ein weiteres Thema war auch der Umgang im Schulalltag beim Tod von Angehörigen, Trauerbewältigung und Suizidgefährdungen und -versuchen. Allein in den vergangenen zwei Monaten hätten vier Schülerinnen einen Selbstmord versucht oder ihn angekündigt. Wie Amokläufer auch kündigten 90 Prozent möglicher Selbstmörder ihre Taten vorher an.
Die Expertin riet davon ab, eventuelle Gedenkfeiern in der Schule durchzuführen, wenn ein Schüler durch Selbstmord verstorben sei. »Das kommt einer Glorifizierung gleich.« Zudem könne es schnell passieren, dass andere Schüler dies als Konfliktlösung für sich entdeckten. Lehrer sollten deshalb mit Schülern darüber reden.

Artikel vom 07.03.2007