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Sonnige Zukunftsaussichten

HB Energietechnik setzt auf Solarstrom - viele neue Jobs

Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). Aus einer Garagenfirma entwickelte Bill Gates das mächtigste Software-Unternehmen der Welt, wurde zum reichsten Mann der Erde. Der Vergleich mit der auf den Bau von Photovoltaikanlagen spezialisierten Firma HB Energietechnik in Lintel hinkt ob der Dimensionen ein wenig, aber auch hier, an der Kupferstraße, treibt der Glaube ans eigene Produkt und an die neue Zeitrechnung in Fragen der Energieerzeugung den Geschäftserfolg an.

Und genau genommen hat alles, wie bei Gates, in einer Garage angefangen. Damals, vor zehn Jahren, so sagt Klaus-Dieter Hoeft, einer von drei Geschäftsführern heute, war es »die Bastelei von ein paar Verrückten«.
Langsam aber sicher entwickelt sich das »Sonnenstrom-Unternehmen« zur Jobmaschine. Aus 20 Kolleginnen und Kollegen sollen bis 2009 schon 60 bis 80 werden. Noch in diesem Jahr werden drei junge Leute Ausbildungsverträge unterschreiben, die Zahl der Montageteams wird von drei auf sieben wachsen. HB hat viel vor, keine Frage. Da ziehen alle an einem Strang: Klaus-Dieter Hoeft, der für die Idee einer eigenen Firma seinen Job als Oberstudienrat (Mathematik und Physik) am Städtischen Gymnasium in Gütersloh an den Nagel gehängt hat und jetzt die HB Handels GmbH leitet; Elektrotechniker Johannes Duhay, der gerade die Meisterschule besucht und für die Montage GmbH verantwortlich zeichnet sowie Technischer Betriebswirt Josef Kempkensteffen, Chef der Vertriebsgesellschaft. Sie setzen auf ein Pferd mit Zukunft: Waren es im vergangenen Jahr noch 16 000 Quadratmeter Solarstromfläche, die in erster Linie auf Dächern verbaut wurden, sind für dieses Jahr schon 40 000 angepeilt, 2009 sind gar 100 000 Quadratmeter das Ziel. 2003 wurde die erste Fachmesse besucht, in diesem Jahr präsentiert sich HB schon 15 Mal in einem Umkreis von 70 bis 80 Kilometer. Kein Wunder, das die erste 2004 bezogenen Firmenräume schon wieder aus allen Nähten platzen.
Dabei muss hin und wieder auch mit Stolpersteinen gerechnet werden. 2004 beispielsweise verschwand ein ganzer Container mit georderten Solarmodulen auf dem Weg von Madrid nach Hamburg. Woraufhin HB mit einer dreiwöchigen Montage-Verzögerung jonglieren musste. So was passierte eben in einer »Chaoten-Branche«, die die Photovoltaik mal war, berichtet Hoeft heute mit einem Augenzwinkern.
Wer bei HB Lehrling werden will - zum Beispiel als Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik - sollte nicht aus Zucker sein. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich die Spezialisten häufig auf fremden Dächern bewegen und schwindelfrei sein sollten. Das Interesse an PC und Datentechnik ist in einem solchen Beruf ebenfalls von großer Bedeutung, ein qualifizierter Hauptschulabschluss das mindeste, was der Nachwuchs schulisch zu bieten haben sollte. Bei HB werden aber auch Heizungsbauer und Kaufleute ausgebildet.
HB wirbt in einem Prospekt unter anderem mit einer Solaranlage, die auf dem Dach der Lagerhalle eines bekannten Rheda-Wiedenbrücker Polstermöbelherstellers montiert wurde. 256 Solargeneratoren erzeugen hier 40000 Kilowattstunden Strom. HB nennt keinen Namen, aber es handelt sich unverkennbar um COR. Der Edelmöbler setzt also auch auf die Linteler und ihre Solartechnik. Die wiederum stellten jetzt auf der Messe Intersolar in Freiburg eine zum Patent angemeldete und besonders leichte Aluminium-Konstruktion für Flachdächer vor, auf der Solar-Panels sicher halten.
Es ist nicht mehr allein Solarstrom, der bei den aufstrebenden Rheda-Wiedenbrückern für Umsatzzuwächse und Jobs sorgen soll. Inzwischen setzten die HBler auch auf das Thema Holzheizung. Die eigene Firma (und schon einige andere) wird längst mit Hackschnitzeln befeuert, Pellet-Brenner werden in Privathaushalten montiert. Da könne man sich die CO2-Diskussion sparen, schließlich belaste eine Holzheizung nicht die Atmosphäre, sagen die Unternehmer. »Putin-Gas, Ölverknappung« - jede dieser Nachrichten »treibt uns die Kunden in die Arme«, sagt Ex-Oberstudienrat Hoeft.

Artikel vom 07.03.2007