07.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

IPL Plastic kündigt Belegschaft: 70 Mitarbeiter auf der Straße

Volle Auftragsbücher: Arbeitnehmer beklagen unternehmerische Fehler

Von Heinz-Peter Manuel
Büren (WV). Trotz offenbar voller Auftragsbücher ihrer Firma steht die gesamte Belegschaft der Bürener Firma »IPL Plastic« auf der Straße. Mit einer Kündigungsfrist von gerade einmal acht Tagen erhielten rund 70 Männer und Frauen die Kündigung.

Das wollen sich die ehemaligen Arbeitnehmer nicht bieten lassen. Fast alle haben deshalb Kündigungsschutzklagen eingereicht.
Die Vorgeschichte ist für Außenstehende ziemlich undurchsichtig. 1978 gründete Hans-Ulrich Schmidt in Brenken die »IPL Schmidt Plastic«. In drei Produktlinien stellten gut 70 Mitarbeiter Bürobedarf her: Klarsichthüllen, Schnellhefter, Register. Das Unternehmen, das Schmidt als geschäftsführender Gesellschafter führte, behauptete seinen Platz am Markt.
Doch dann kamen magere Jahre, die Rohstoffpreise explodierten, die Einnahmen hielten nicht Schritt. In der Folge übertrug der Firmengründer das Unternehmen vor Jahresfrist an die »TR Capital III«, das für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro 75,1 Prozent der Anteile übernahm. Hans-Ulrich und sein Sohn Jens-Ulrich Schmidt blieben mit 24,9 Prozent Anteilen im Geschäft. Als Geschäftsführer fungierte danach Claus-Friedrich Tenge-Rietberg (Bielefeld).
Seit Juni 2006 ist Hans-Ulrich Schmidt nicht mehr Mit-Geschäftsführer. Er hat die neue Geschäftsleitung verklagt, weil er seit Mai kein Gehalt mehr bekommt und auch keine Einsicht in die Vorgänge hat. In erster Instanz bekam er Recht, die Revision ist noch nicht verhandelt.
IPL-Plastic schien es gut zu gehen. Im September übersiedelte die Firma nach Büren, angeblich um sich dort zu vergrößern und den Drei-Schicht-Betrieb einzuführen. Das habe, so ehemalige Mitarbeiter gegenüber dem WV, zunächst auch geklappt. Doch schon nach wenigen Wochen kehrte man in der angemieteten ehemaligen Peitz-Halle am Oberen Westring zur Zwei-Schichten-Lösung zurück.
Schon bald geriet - trotz angeblich voller Auftragsbücher - die Produktion ins Stocken: Das Arbeitsmaterial fehlte. Ehemalige werfen dem Management in diesem Zusammenhang gravierende Fehler und Untätigkeit vor. Mahnungen und Rechnungen seien nur schleppend bearbeitet und bezahlt worden. Anfang Februar sei dann gar kein Material mehr vorhanden gewesen. Die Mitarbeiter seien zunächst nach Hause geschickt worden. Am 20. Februar erhielt die gesamte Belegschaft die Kündigung per Einschreiben, unterschrieben von einem neu eingesetzten Geschäftsführer (Klaus Nürck). Denn IPL-Plastic ist inzwischen offenbar an die Berliner Firma »Juricon« verkauft worden. »Dubioses Gebahren« nennen das Ehemalige, die aus Angst vor Repressalien ihre Namen nicht nennen mögen.
Die Firmentore sind geschlossen, die ehemaligen Angestellten, die nach teilweise mehr als 25-jähriger Betriebszugehörigkeit ihre Entlassung mit achttägiger Frist erhielten, haben in diesem Jahr noch kein Gehalt bekommen. Sie beklagen, dass die Firma nicht einmal Insolvenz angemeldet hat. Deshalb zahlt ihnen auch keine Stelle Geld aus.

Artikel vom 07.03.2007