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Dachdecker haben Material-Engpass

Nach Orkan »Kyrill«: Probleme mit Sturmschadenreparaturen und lange Wartezeiten

Altkreis Halle (WB/abe). Sechs Wochen nach dem Orkan »Kyrill« sind noch längst nicht alle Sturmschäden an Gebäuden repariert. Grund dafür ist ein Material-Engpass verbunden mit langen Wartezeiten, unter denen nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Dachdeckerbetriebe im Altkreis Halle zu leiden haben.

Als gravierendes Problem hat sich die Materialbeschaffung erwiesen. Hersteller und Baustoffhändler können die benötigten Produkte einfach nicht schnell genug in der benötigten Menge und Vielfalt liefern. Und ohne das passende Material kann auch der beste Handwerker keine Löcher stopfen.
Dachdecker bitten
etwas um Geduld
Die Dachdecker hoffen aber, dass sich die Situation in den nächsten Wochen spürbar entspannt. »Dachziegel und vor allem die dringend benötigten Formstücke haben zurzeit Lieferzeiten von drei bis sechs Wochen«, sagt auch der Steinhagener Dachdeckermeister Holger Struck.
Die Auftragsbücher sind zwar gut gefüllt, doch hält sich die Begeisterung über den Umsatzzuwachs bei den Dachdeckern in Grenzen. »Unser Bestreben ist es, die Kunden schnell und fachgerecht mit solider Qualitätsarbeit zu bedienen. Derzeit haben wir aber ein Mengenproblem«, beschreibt Georg Effertz, Obermeister der Innung für Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik Kreis Gütersloh, die auch von seinen Kollegen als nicht zufriedenstellend empfundene Situation.
Betroffene müssten sich aber laut Holger Struck keine Sorgen machen, dass die Schadensfälle nicht von den Versicherungen aufgrund der Wartezeiten reguliert würden. »Wir haben bislang ausschließlich gute Erfahrungen gemacht«, betont Holger Struck. Alle Versicherungen hätten die Schäden auch wie gewünscht übernommen.
Die Anzahl der Schadensfälle liegt allein im Kreis Gütersloh bei mehreren tausend - vom fehlenden einzelnen Ziegel bis hin zum komplett abgedeckten Dach. Seit dem Sturmtag gilt in den Betrieben die Sechs-Tage-Woche, arbeitsfrei ist nur der Sonntag. Auch wenn sich der eine oder andere Mitarbeiter zunächst über den Hinzuverdienst durch Überstunden gefreut hat, sind mittlerweile die Leistungsgrenzen erreicht, wenn nicht gar überschritten. »Mehr können wir unseren Mitarbeitern nun wirklich nicht zumuten«, so Effertz, der zudem auf die teilweise schwierigen Arbeitsbedingungen auf den Dächern und die einzuhaltenden Unfallverhütungsvorschriften hinweist. Mit der Dauer der Wartezeit wächst natürlich auch die Verärgerung beim Kunden. »Nicht alle Sturmgeschädigte können nachvollziehen, warum die Reparaturarbeiten bei ihnen noch nicht oder nur erst provisorisch durchgeführt werden konnten. Wir verstehen das«, sagt Effertz, »aber wir versuchen erst einmal, denen zu helfen, die gravierende Schäden zu beklagen haben. Da muss dann schon mal der Eigentümer, an dessen Dach nur ein Ziegel fehlt, etwas länger warten«.

Artikel vom 07.03.2007