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Die Kolumne Stadtgespräch erscheint mittwochs in dieser Zeitung.

Stadt
Gespräch

40 Jahre am »Katzentisch« (213. Folge):1964 Weichen für die City gestellt


Die Geburt der heutigen Paderborner Innenstadt wurde vor 43 Jahren mit einer abendlichen Sondersitzung des Rates eingeleitet. Gegen die Stimmen von SPD und FDP beschloss die CDU Mehrheit am 25. Juni 1964: Die Verwaltung soll einen Entwurf für die Neugestaltung der Innenstadt auf der Basis des Bundesbaugesetzes erarbeiten. Bis zuletzt versuchte die Opposition einen öffentlichen Wettbewerb durchzusetzen. Aloys Scharze (SPD): »Nur so können wir eine den städtebaulichen Erfordernissen entsprechende Bebauung erreichen.« CDU Fraktionschef Heinrich Jüttemeyer wies auf sechsjährige Überlegungen hin: »Wir halten nichts von einem zusätzlichen Wettbewerb«.
In jener Ratssitzung - 19 Jahre nach der Zerstörung der Stadt durch Bomben - zog Stadtbaurat Willi Schmidt eine Erfolgsbilanz: »Die Aufbauplanung ist grundsätzlich verwirklicht worden. Die Hauptstraßen erhielten die notwendige Verbreiterung, das Paderquellgebiet wurde als Schmuckstück im Herzen der Stadt angelegt.«
Diskutiert wurde über die Westernstraße, durch die seit 1959 die Straßenbahn nicht mehr fuhr. Die Einkaufsstraße als Einbahnstraße? Mit einer nördlichen Entlastungsstraße? CDU-Ratsherr Wilhelm Falke hatte diese Lösung mit Linienführung vom Marienplatz bis zu Friedrichstraße vorgeschlagen. Stadtplaner Dr. Hollatz zur »Falke-Straße«: Wegen der zu nahen Einmündungen am Westerntor und der Marienstraße nicht machbar.
Die CDU-Fraktion und Verwaltung blieben bei der vorgesehenen »Geburt der City«: Fußgängerbereiche besonders im Brennpunkt der innenstädtischen Einkaufszentren, Schaffung weiterer Parkplätze auch in mehrgeschossiger Bauweise und Verhinderung des Durchgangsverkehrs durch verkehrsordnende Maßnahmen.
In der Ratssitzung vor 43 Jahren wurde anerkannt: Das innerstädtische Einkaufszentrum ist ein lebenswichtiges Element für Paderborn. So stand im Vordergrund der Planung das unterentwickelte Gebiet zwischen Western- und Marienstraße mit kleinen Häusern, Hinterhöfen und Gärten.
CDU-Ratsherr Jüttemeyer hatte eine Vision: Parkplätze auf beiden Seiten der Königstraße unterirdisch und darüber ein Schmuckplatz. So wurde die Idee für die Tiefgarage und den Königsplatz geboren und der Plan aufgegeben, die Marienstraße zur Durchgangsstraße zu machen. Gestrichen wurden auch Vorstellungen, die Marienstraße unter dem Marienplatz, die Westernstraße und den Schildern bis zum Domplatz zu unterführen!
Die Ratsmitglieder dachten schon in der Sondersitzung im Juni 1964 an den stärker werdenden Straßenverkehr: Der 3,3 Kilometer lange Wallring um die Mauern der Stadt sollte ergänzt werden durch einen Mittelring mit Verbindungen und Tangenten. Grundgedanke: Alle Autos, die Paderborn auf den vier Bundesstaßen nur durchfahren sollten, mussten von der Innenstadt abgehalten werden. Diese weitsichtigen Vorstellungen wurden Wirklichkeit. Den »Schlussring« zwischen Detmolder- und Driburger Straße bildete die Osttangente ab 1997.
Anwesend waren am 25. Juni 1964 in der Sondersitzung mit der »City-Geburt« 31 von 34 Ratsmitgliedern. CDU-Ratsherr Ferdinand Klingenthal sen. nahm nach gutem demokratischen Brauch als durch seine City-Liegenschaften Betroffener nicht teil. Er fehlte entschuldigt wegen einer Geschäftsreise.Georg Vockel

Artikel vom 07.03.2007