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Zuerst kommt
der Lauf, dann
die Hochzeit

Schwestern starten beim »Hermann«


Von Jörn Petring (Text und Fotos)
Kirchlengern (BZ). Andrea Seiler erlebt bald den wohl schönsten Tag ihres Lebens. Mitte Mai will die 29-jährige Kirchlengeranerin heiraten. Ob sie aber an diesem Tag in der Lage sein wird, auf Stöckelschuhen zu gehen, ist noch fraglich. Denn zwei Wochen zuvor startet sie mit ihrer Schwester Sabine beim Hermannslauf - und der kann standhaften Muskelkater zur Folge haben.
»Ich bin da aber eigentlich ganz zuversichtlich«, meint Andrea Seiler mit Blick auf den nicht mehr weit entfernten Trautermin. Was aber durchaus mit Schmerzen verbunden sein könnte, sei laut Seiler der Junggesellenabschied. Der ist nämlich einen Tag nach dem Hermannslauf angesetzt. »Hoffen wir, dass es nicht zu verrückt wird«, sagt Andrea Seiler und empfängt sofort ein wissendes Lächeln von ihrer Schwester Sabine. Die 31-Jährige kennt nämlich sowohl die PlanungenÊ für den Junggesellenabschied als auch die Schmerzen, die mit so einem Dauerlauf von Detmold bis nach Bielefeld, einmal durch den Teutoburgerwald, verbunden sind. Sabine Seiler startet bereits zum zweiten Mal beim »Hermann«. Ihr Debüt gab sie im vergangenen Jahr, damals mit einer Zeit von 3 Stunden und 22 Minuten. Genau diese Zeit reichte übrigens vor 35 Jahren einer Frau zum Gesamtsieg. Damals war es die Gütersloherin Lydia Günnewig, die sich in einer Zeit von 3:22 Stunden den Erfolg sicherte.
Heute rücken die besten weiblichen Teilnehmer beim »Hermann« immer mehr an die Topzeiten der männlichen Konkurrenz heran. Kirsten Heckmann aus Bielefeld, die Gewinnerin des Laufes im vergangenen Jahr, schaffte die knapp 31 Kilometer lange Strecke etwa in einer Zeit von 2:13:52 Stunden. Die Siegerin aus dem Jahr 2005, Anke Kemmener, absolvierte die Distanz sogar in guten 2:05:47 Stunden.
Andrea und Sabine Seiler gehören beim Hermannslauf zu einer Minderheit. Von mehr als 7000 Teilnehmern, die in den vergangenen Jahren beim Hermannslauf starteten, waren im Schnitt nur etwa 1500 Frauen dabei. »Bei uns in der Familie war Sport aber immer selbstverständlich«, meint Sabine Seiler, die im Alter von 13 Jahren mit Leichtathletik begonnen hat. »Es gab Tage, an denen war die ganze Familie im Wald unterwegs«, erinnert sich Andrea. »Das war mir dann irgendwann auch zu blöd.« Und auch Andrea startete - zwei Jahre nach ihrer älteren Schwester - ihre Laufkarriere. Alles natürlich immer nur »rein zum Vergnügen«. Auch wenn Sabine Seiler noch heute deutlich schneller ist als ihre jüngere Schwester - auf zehn Kilometern läuft sie einen Vorsprung von zehn Minuten heraus - haben sich beide vorgenommen beim »Hermann« gemeinsam ins Ziel einzulaufen. »Einfach ins Ziel kommen, das ist für uns Alles«, sind sich die beiden Schwestern einig.

Artikel vom 07.03.2007