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„Schön, dass Du da warst, mein Junge!“

Pfarrer Friedbert Höner arbeitet ehrenamtlich im Altenheim

Schildesche/Herford (WB). Altenheim?! „Nein, dachte ich. Das kannst du dir nicht vorstellen.“ Friedbert Höner reagierte zunächst skeptisch, als eine ehemalige Kollegin ihn auf die Möglichkeit der ehrenamtlichen Tätigkeit in den Alteneinrichtungen des Ev. Johanneswerks ansprach. Das war vor über fünf Jahren - längst sind dem Pfarrer im Ruhestand, der in Bielefeld lebt, die dortigen Bewohner sehr ans Herz gewachsen.

In den zwei Herforder Alteneinrichtungen Johannes-Haus und Marie-Schmalenbach-Haus ist Höner regelmäßig tätig. Im Marie-Schmalenbach-Haus, das im vergangenen Jahr eröffnet wurde, betreut er alle 14 Tage Demenzkranke. Die Einrichtung arbeitet nach dem modernen Hausgemeinschafts-Konzept. Jeweils zehn bis elf ältere Menschen leben in einer Wohnung, jeder mit einem eigenen gemütlichen Zimmer mit Bad. In den geräumigen Wohn-Küchen spielt sich das Gemeinschaftsleben ab. Wer will, hilft bei der täglichen Hausarbeit. Dadurch nehmen die Bewohner am normalen Leben teil und machen aus einem Heim ihr neues Zuhause.
Zwei der acht Wohnungen sind speziell für die Bedürfnisse von Demenzkranken ausgerichtet. Für diese Bewohner stellt Friedbert Höner bekannte biblische Themen plastisch dar mit Liedern, kleinen Erzählungen, Bildern und Gegenständen zum Tasten und Fühlen. Nicht alle können der Runde folgen oder etwas erzählen, je nach Grad der Erkrankung. Aber oft wird verborgenes Können wieder erweckt. »Plötzlich singt jemand laut mit, der vorher keinen Ton gesagt hat«, erzählt Höner. »Es stellt sich heraus, dass die Dame früher in einem Chor gesungen hat.«
Höner ist selbst leidenschaftlicher Sänger und mit seiner Frau singt er in der Kantorei in Schildesche. Nach seiner Pensionierung ist das Ehepaar nach Bielefeld gezogen. Aber für den Ruhestand fühlte sich der 67-Jährige, der heute noch Marathon läuft und 14 Jahre in Argentinien als Pfarrer gearbeitet hat, viel zu fit.
In seinem Ehrenamt findet er Spaß und Befriedigung. Bereits 18 Ehrenamtliche arbeiten im Marie-Schmalenbach-Haus. Sie fahren Bewohner im Rollstuhl spazieren, machen Gedächtnistraining oder betreiben einmal die Woche eine Cafeteria.
Am Ende der Bibelrunde wird Höner herzlich verabschiedet. »Schön, dass Du da warst, mein lieber Junge«, freut sich dann schon mal eine Bewohnerin. »Ob sie sich wirklich später noch an die Runde erinnert, weiß ich nicht«, sagt der Vater dreier Kinder. »Aber die Freude bei jedem Treffen ist spürbar und bereitet auch mir Freude.«

Artikel vom 08.03.2007