06.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Versmold in die weite Welt

Ausreise mit Sack und Pack: Auswanderer-Austellung im Heimatmuseum

Versmold (igs). Die Reise ins Ungewisse - 2000 Versmolder traten sie im 19. Jahrhundert an. Sie suchten ihr Glück in der Ferne, in Nordamerika. Nicht nur ihnen ist eine Ausstellung gewidmet, die am 1. April im Heimatmuseum Versmold eröffnet wird. Auch wer Vorfahren hat, die von Versmold aus in die Welt zogen, kann sich noch beim Heimatverein melden.

Der ganze Besitz in einem Überseekoffer oder einer Holzkiste, das Schiffspassage-Ticket als papierener Hoffnungsträger: Seit dem 19. Jahrhundert haben Versmolder ihre Zukunft in die Hand genommen und ihre Vergangenheit zurückgelassen. Zum Teil für immer: »Denn wer nach Amerika ging, musste davon ausgehen, seine Familie nie mehr wieder zu sehen«, sagt Stadtarchivar Dr. Richard Sautmann. Damals erfasste die Auswandererbewegung sechs Millionen Deutsche.
Auch 2000 Versmolder -Êein bedeutender Teil der Bevölkerung -Êmachten sich auf den Weg nach Nordamerika, wo sie unter anderem in Illinois, in Missouri wie die Familie Vahrenbrink aus Loxten, oder in Texas, wo die Familie Rahe heute nach wie vor zu finden ist, ein neues Leben aufbauten. Sie trieb der Wunsch, ein Auskommen für ihre Familie zu haben, das ihnen ihre Heimat nicht bieten konnte. »Das Land war zu arm, um die Menschen zu ernähren«, verweist der Stadtarchivar auch auf die »Auswanderer«, die immer nur für ein paar Monate Versmold verließen: Die »Hollandgänger« verdingten sich im Nachbarland, um dort unter anderem beim Torf stechen drei Mal mehr Geld zu verdienen als daheim.
Bessere Arbeitsmöglichkeiten und auch die Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg (»Wer hier einmal Heuerling war, blieb auch Heuerling«) lockte viele über den großen Teich. »Die Überfahrt war teuer und gefährlich. Die Auswanderer haben alles verkauft, um den Schritt in ein neues Leben zu schaffen«, berichtet Sautmann. Schutz vor fiesen Hoteliers im Auswanderungshafen Bremen oder windigen Kapitänen bot dabei vielen Auswanderern der Versmolder Conrad Wilhelm Delius. »Er gründete eine Auswandereragentur, die unter anderem dafür sorgte, dass die Leute Tickets für ordentliche Schiffe hatten.«
Einige Sprösslinge der Delius-Dynastie hatten selbst ihr Glück im Ausland gesucht und gefunden: Als Kaufleute gingen sie nach Mexiko, waren in dem Land, das für die Auswanderer als »Eldorado« galt, Vizekonsuln des preußischen Staates.
Erzählen wird die Jahresausstellung auch die Geschichte der Familie des Versmolder Arztes Dr. Vornhecke, die im 20. Jahrhundert nach Sumatra auswanderte und dort als Plantagenbesitzer ihr Auskommen hatte. Ulla Schrewe wird einiges über ihre Familiengeschichte berichten können.

Artikel vom 06.03.2007