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Zoll befreit zehn
süße Hundewelpen

Bulldoggen in ukrainischem Lieferwagen entdeckt

Von Michael Delker (Text)
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh (WB). Als Zollbeamte gestern Morgen die Seitentür eines ukrainischen Lieferwagens öffneten, kam ihnen ein bestialischer Geruch entgegen. Sie ließen sich von dem Gestank nicht abschrecken und schauten plötzlich in die traurigen Augen von zehn süßen Hundewelpen. Die Englischen Bulldoggen waren nicht gegen Tollwut geimpft und wurden deshalb im Gütersloher Tierheim untergebracht.

Eigentlich waren die Kontrollbeamten des Zoll auf der Suche nach Zigarettenschmugglern, als sie auf der Autobahn A 2 in Fahrtrichtung Dortmund den stark verschmutzten Opel Vivaro entdeckten und zum Rasthof Gütersloh lotsten. »So einen Schmutz haben wir selten gesehen. Er ist ein Zeichen dafür, dass der Wagen über die grüne Grenze in Polen und in Deutschland eingereist ist«, berichtete ein Mitarbeiter der Mobilen Kontrollgruppe (MKG) dem WESTFALEN-BLATT. Im Wagen befanden sich zwei Ukrainerinnen. Sie bildeten offenbar einen Konvoi mit einem anderen Lieferwagen, an dem sich belgische Kennzeichen befanden und der dem Zoll entwischte. »Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich in diesem Fahrzeug ebenfalls Hunde befanden«, erklärte der Einsatzleiter.
Den Zollbeamten aus Bielefeld und Anröchte bot sich ein Bild, das jedem Tierfreund das Herz bluten lässt. Die zehn, etwa acht Wochen alten Welpen waren in einem kleinen Käfig eingepfercht. Außerdem befand sich noch eine etwa vier Jahre alte Englische Bulldogge in dem Opel Vivaro. Der bestialische Geruch entstand durch die Ausscheidungen der Hunde. Die Kontrolleure des Zoll informierten Regine Zisowsky vom Kreisveterinäramt Gütersloh, die die Unterbringung der Hunde im Gütersloher Tierheim veranlasste. Der Anfangsverdacht des Zoll bestätigte sich im Laufe des Sonntags. Die Welpen waren nicht gegen Tollwut geimpft, die Einfuhr nach Deutschland ist deshalb nicht zulässig.
Was mit den Englischen Bulldoggen passiert, ist noch unklar. Halten die Ukrainerinnen an ihren Eigentumsansprüchen fest, müssen sie mit Unterbringungskosten in Höhe von 6000 Euro rechnen. In einem ähnlichen Fall im Juli 2005 hatte ein polnischer Hundeschleuser auf seine 17 Welpen verzichtet, die vom Zoll auf der A 2 befreit worden waren.
Im aktuellen Fall sollten die Englischen Bulldoggen offenbar in Belgien oder Holland verkauft werden. »Hündinnen werden in Osteuropa als Gebärmaschinen missbraucht. Unsere Zuchtstandards gelten dort nicht«, erklärte der Einsatzleiter, der bei der Abfahrt zum Tierheim seinen Augen nicht traute. Der ukrainische Lieferwagen war nur mit der Hälfte des erforderlichen Reifendrucks unterwegs. »Als uns der Opel auffiel, fuhr er mit 160 km/h über die Autobahn. Man darf nicht überlegen, was da hätte passieren können«, sagte der Zollbeamte.

Artikel vom 05.03.2007