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»Es geht auch ohne Gewalt«

Jahrestagung des Bundes für soziale Verteidigung in Bielefeld

Bielefeld (jj). »Es geht auch anders. Wir wollen vermitteln, dass man gewaltfrei Sicherheit für Menschen schaffen kann«, erklärt Björn Kunter, Geschäftsführer des Bundes für soziale Verteidigung. Die Vereinigung hatte ihre Jahrestagung am Wochenende in Bielefeld.

Zentrales Thema war die Gewährleistung von menschlicher Sicherheit in Krisengebieten mit Hilfe von gewaltfreien Möglichkeiten. Experten aus ganz Deutschland kamen zusammen, diskutierten miteinander und sprachen über eigene Erfahrungen.
Vor allem die aktuelle Situation in Afghanistan und der Einsatz der deutschen »Tornados« gab Anlass zur Diskussion über die Lage vor Ort. Dr. Herbert Sahlmann war als Vertreter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Provincial Reconstruction Team Kunduz in Afghanistan von 2003 bis 2004.
Er schilderte seine Eindrücke aus der Zeit und brachte die aufgetretenen Probleme zur Sprache. Sahlmann forderte, die Verhältnisse zwischen Zivilprävention und Militär zu drehen. Momentan beträgt der Anteil des Militärs in Afghanistan 80 Prozent. Laut dem ehemaligen Vertreter des Bundesministeriums sollte vor allem die Aufgabe des Militärs noch einmal gründlich überdacht werden. »Die stationierten Truppen sind nicht dafür geeignet, menschliche Sicherheit zu gewähren. Sie arbeiten zu kurzfristig, um in einer solchen Situation wie in Afghanistan helfen zu können. Hier ist eine langjährige Lösung gefragt«.
Das Militär müsse defensiv agieren, um der Bevölkerung zwar Sicherheit zu geben, dies aber nur durch die Präsenz der Truppen und nicht durch Gewalt. Die Bundeswehr bezeichnet er als gutes Beispiel. Sie löse zwar vor Ort Probleme, halte sich aber weitgehend aus den Anliegen der Afghanen heraus.
»Gewalt schafft Gegengewalt«, formulierte Sahlmann das Problem. Dieses steht jedoch auf einer langen Liste von anderen Aufgaben weit hinten an.

Artikel vom 06.03.2007