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Zweifel an MVA Paderborn

17 Schwachpunkte: Bezirksregierung sieht gravierende Mängel

Von Karl Pickhardt
Paderborn (WB). Der geplante Bau eines müllbefeuerten Industrieheizkraftwerks in Paderborn-Mönkeloh steht auf wackligen Beinen. Die Bezirksregierung will die Müllverbrennungsanlage (MVA), die in und um Paderborn auf massiven Widerstand stößt, in der beantragten Form nicht genehmigen.
Tausende demonstrieren in Paderborn gegen eine Müllverbrennungsanlage.

In einem fünfseitigen Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, weist die Bezirksregierung der Kraftwerksgesellschaft Mönkeloh (KMG) als Bauherrin des 60 Millionen-Euro-Projekts in 17 Punkten gravierende Mängel im Bauantrag nach. Der MVA-Kamin sei mit 94 Metern um 20 bis 30 Meter viel zu hoch berechnet. Das sauerländische Entsorgungsunternehmen Stratmann, das die MVA in Paderborn zur Energieerzeugung bauen will, habe keine ausreichende Leistungsfähigkeit der Abgasreinigung nachgewiesen. Ohne diesen Nachweis, auf den die Bezirksregierung pocht, muss Stratmann ein Vorbelastungsgutachten mit ganzjährigem Beobachtungszeitraum vorlegen.
Mängel sieht Detmold auch im lufthygienischen Gutachten, in dem die Ausbreitung der Stäube belegt werden muss. Der Feuerungswirkungsgrad liege unterhalb der geforderten 75 Prozent. Die Regierungspräsidentin will verhindert wissen, dass hochbelasteter Müll in der MVA verbrannt werde. Diesen Nachweise sei die KMG ebenfalls schuldig geblieben.
Die Bezirksregierung legt der Kraftwerksgesellschaft Mönkeloh hohe Hürden in den Weg und verlangt »zeitnah« Gutachten für eine umweltverträgliche Anlage. Die im Februar vorgelegten Antragsunterlagen erfüllten diese Anforderungen nicht. Sprecher der Paderborner Umweltverbände um Vorsitzenden Fritz Buhr äußerten am Freitag Zweifel, dass Stratmann derart hohe Auflagen erfüllen könne.
Landrat Manfred Müller (CDU) hat inzwischen auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in die MVA-Debatte eingeschaltet. In der aktuellen Debatte um den Klimaschutz fordert der Paderborner Landrat strengere Schadstoff-Grenzwerte für Müllverbrennungsanlagen.
Gegen eine MVA am Paderborner Stadtrand haben sich inzwischen 25 000 Bürger in Protestlisten eingetragen. Montag endet die Frist, Einwände gegen den »Müllofen von Mönkeloh« zu erheben. (Lesen Sie dazu die »Paderborner Perspektiven« im Lokalteil.)

Artikel vom 03.03.2007