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Ein Fangeist schwebt
durch das Internet

Jonas Schorfheide gründet Radiokonferenz im Internet

Von Sören Voss
Borgholzhausen/Melle (WB). Die Fußball-WM im vergangenen Jahr hat gezeigt, was echter Teamgeist alles bewirken kann. Jetzt soll auch ein »Fangeist« für Furore sorgen. Sportstudent Jonas Schorfheide aus Melle hat das gleichnamige Internetportal ins Leben gerufen.

»Tooor in Osnabrück! Elfmeter in Dresden! Platzverweis in Lübeck!«, schallt es aus den Computer-Boxen. Was Millionen Hörer in der berühmten Bundesliga-Schlusskonferenz seit Jahrzehnten an ihre Radioempfänger fesselt, ist seit drei Wochen über das Internet auch in der Fußball-Regionalliga mitzuerleben.
Zunächst war es nur ein theoretisches Thema für eine Diplomarbeit, doch zusammen mit einigen Kölner Kommilitonen hat Medienwirtschaftsstudent Schorfheide die fixe Idee in die Tat umgesetzt. »Die Spiele werden - wenn überhaupt - nur von kleinen Regionalsendern übertragen. Aber es gibt ein großes Potenzial an Fans, die sich dafür interessieren. Eine echte Marktlücke«, hat der eingefleischte Anhänger des VfL Osnabrück erkannt.
Unter www.fangeist.de können sich die Fans im Netz kostenlos einloggen und den Reportern in der Live-Konferenz lauschen. Das Fangeist-Team umfasst derzeit 15 freiwillige Hobby-Reporter, die sich »gleichzeitig« aus bis zu fünf Stadien melden. Die Übertragung aus den Spielstädten funktioniert - je nach den Bedingungen vor Ort - über eine Internetleitung oder ein Handy mit verbesserter Sprachqualität. »Es ist ein Radio von Fans für Fans. Die Reporter sind fast ausschließlich Autodidakten. Wir können und wollen uns nicht mit dem professionellen Rundfunk vergleichen, aber dennoch die Atmosphäre aus den Stadien liefern«, sagt der 24-Jährige. Bislang stecke noch mehr Herzblut als Profitstreben im Projekt. Statt Honorar zu kassieren, müssen die ehrenamtlich arbeitenden Studenten momentan noch Geld für Technik, DFB-Lizenzen, Internetgebühren oder Fahrtkosten zuschießen. Jonas Schorfheide erläutert: »Das Ganze ist zunächst nur auf vier Monate angelegt. Wenn nach der Rückrunde keine Sponsoren gefunden sind, werden wir diesen Aufwand nicht mehr stemmen können. Dann hätten wir nur etwas für unsere Bewerbungsunterlagen.«
Die Signale für eine Fortführung sind aber sehr positiv, denn die Resonanz ist sowohl für die Freitags- als auch Samstagsübertragung überwältigend. Auch die Vereine stehen dem Projekt wohlgesonnen gegenüber: Düsseldorf und Wuppertal boten den Reportern zur Kostenreduzierung sogar an, zu Auswärtsspielen im Mannschaftsbus mitzufahren.
Jonas Schorfheide legt an diesem Wochenende eine Pause ein und wird erst am Samstag kommender Woche wieder unterwegs sein. Von seinem Studienort Köln geht es dann nach Wuppertal, wo der VfL Osnabrück seine Aufstiegsambitionen unterstreichen will. Und dann soll es möglichst oft heißen: »Tooor in Wuppertal!«
www.fangeist.de

Artikel vom 03.03.2007