01.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Weniger Diebstähle, mehr Schlägereien

Kriminalität in OWL sinkt um 3,7 Prozent - Gewaltverbrechen unter Jugendlichen nehmen zu

Von Anna Herbst
Detmold (WB). Ostwestfalen-Lippe ist die sicherste Region Nordrhein-Westfalens. Diese erfreuliche Mitteilung machte gestern Kriminalhauptkommissar Henning Stiegmann von der Bezirksregierung in Detmold.

Bereits zum zweiten Mal in Folge ist die Zahl der Straftaten im Regierungsbezirk zurückgegangen und sank im vergangen Jahr wieder um 3,7 Prozent (wir berichteten). Während 2005 noch 129 156 Delikte erfasst wurden, waren es 2006 nur noch 124 418. Somit kommen auf 100 000 Einwohner 6011 Straftaten - ein Wert, der landesweit durchschnittlich 27 Prozent höher liegt. In ganz Nordrhein-Westfalen sank die Kriminalität nur um 0,8 Prozent auf 1,5 Millionen Delikte.
Erfreulich ist die gestiegene Aufklärungsquote, die 2006 den höchsten Stand seit 15 Jahren in Ostwestfalen-Lippe erreichte. Mit 66 803 aufgeklärten Straftaten konnte die Polizei mehr als die Hälfte der bekannt gewordenen Verbrechen lösen. »Das macht uns sehr zufrieden, fordert aber nicht dazu auf, in unseren polizeilichen Aktivitäten nachzulassen«, sagte der leitende Kriminaldirektor Uwe Gebranzig gestern.
Besonders stark sank die Zahl der Straftaten in OWL im Bereich der Diebstähle von Kraftfahrzeugen. So wurden 30 Prozent weniger Fahrzeuge als noch im Jahr 2005 gestohlen. Auch Handtaschen kamen seltener als im Vorjahr abhanden. Hier sank die Anzahl der Delikte um 13 Prozent. Die Zahl der Morde stieg hingegen 2006 um 16 Prozent von 49 auf 57 (Aufklärungsquote: 95 Prozent).
Ein Rückgang um 18 Prozent war bei den Fällen von Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung zu verzeichnen. Nach 162 Fällen im Jahr 2005 wurden 2006 nur noch 133 Fälle zur Anzeige gebracht. Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ging um zwei Prozent auf 2270 zurück.
Doch Kriminalhauptkommissar Stiegmann hatte nicht nur gute Nachrichten zu verkünden. Besonders die erneut gestiegene Anzahl der Gewaltverbrechen bereitet der Polizei in Ostwestfalen-Lippe Grund zur Sorge.
So gab es im letzten Jahr 196 Fälle von Körperverletztung mehr als 2005. Das macht eine Gesamtzahl von 9750 Körperverletztungsdelikten im Regierungsbezirk Detmold aus. Besonders häufig treten Schlägereien bei Volksfesten, wie auf Kirmessen, Schützenfesten oder sogenannten Abi-Feten, auf. Es ist also nicht verwunderlich, dass 30 Prozent der genannten Fälle unter Einfluss von Alkohol geschahen.
Hierbei gibt die Polizei allerdings zu bedenken, dass heute nach Körperverletzungen konsequenter Anzeige erstattet wird.
Weiter fällt auf, dass der Anteil der Jugendlichen unter den Tatverdächtigen bei Körperverletztung erneut gestiegen ist. So waren 45 Prozent derjenigen, die wegen schwerer Körperverletztung verdächtigt wurden, zwischen acht und 21 Jahren alt.
Bei den 18- bis 21-Jährigen nahm der Anteil an den Körperverletztungdelikten sogar um 14 Prozent zu. »Ich habe beobachtet, dass hinter den jugendlichen Straftätern in diesem Bereich meist auch problematische Familienverhältnisse und eine gewisse Werteerosion stecken«, erläuterte Uwe Gebranzig.

Artikel vom 01.03.2007