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100. Todestag der Stifterin rückt in Greifweite

Herz-Jesu-Kirche feiert Jubiläum: Grabstein von Julia Gräfin von Kerssenbrock hat Ehrenplatz


Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle (WB). Der Grabstein der Stifterin hat heute einen Ehrenplatz in der Haller Herz-Jesu-Kirche. Gleich vorn in der kleinen Kapelle erinnert der Granit an Julia Contessa von Korff-Schmising zu Kerssenbrock. Zu ihrem 100. Todestag am 26. September 2007 beginnt für die Katholische Kirchengemeinde Halle das Jubiläum. Das Gotteshaus im neugotischen Stil feiert 2008 seinen 100. Geburtstag.
Der Grabstein hat seinen Platz in der kleinen Kapelle erst nach einigen »Wanderjahren« erhalten - bei der jüngsten Kirchenrenovierung vor zwei Jahren. 1954 hatte die Kirche nämlich einen neuen Fußboden bekommen. Den Grabstein fand man später bei Marmor Schmidt auf dem Schutt wieder. Justus von Kerssenbrock-Praschma soll ihn dort geborgen haben. 1998 zeigten die Haller ihn bei einer großen Ausstellung.
Die 1835 geborene Gräfin, die ihre letzte Ruhestätte im Mittelschiff der Kirche vor dem Chorraum fand, lebte in Mariaschein in Böhmen. Durch Vermittlung des General-Vorstandes des Bonifatius-Vereins Paderborn hatte sie 60 000 Kronen für den Bau einer Missionskirche in Halle gestiftet, wie der frühere Architekt und langjähriges Kirchenvorstandsmitglied Joseph Siemens in der Baudokumentation überliefert, die zum 90. Geburtstag der Kirche veröffentlicht worden ist. Maria von Schmising zu Kerssenbrock schrieb an Pfarrer Schnettler, den Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Stockkämpen: »Zum Dank für die Erhaltung des Glaubens in der Familie Schmising, ist uns den Gliedern derselben, die heilige Aufgabe von der Vorsehung geworden, den katholischen Glauben nach Kräften in unserer engsten Heimat zu unterstützen und zu verbreiten. Ich meine, ein Jeder, reich ob arm soll nach Kräften die Mission unterstützen. Die kleinen und größeren Opfer bilden ja schließlich den einzigen unvergänglichen Reichtum der Geber!
Im Rahmen der (vorerst) letzten Kirchenrenovierung hat auch eine kostbare Stele ihren Platz gefunden, die ebenfalls an die »Kinderjahre« der Kirche erinnert. 1927 hatte nämlich der Geistliche Rat Nolte viel zur Gestaltung des Innenraums beigetragen. Er stiftete der Kirche den Hauptaltar, Nebenaltäre (der Josefsaltar war mit den Bilder des Heiligen Liborius und des Heiligen Bonifatius geschmückt - und die Kanzel.
Die holzgeschnitzten Kanzeltafeln mit den Attributen der vier Evangelisten, die nach dem 2. Vatikantischen Konzil aus der Kirche entfernt worden sind, verwahrte Tischlermeister Horst Avermeyer und arbeitete sie nach Absprache mit Joseph Siemens »sehr sorgfältig« zu einer Stele auf, auf der Bibel und andere religiöse Texte ausgelegt werden können - ein »Ambo«, ein Tisch des Wortes.
Die Kirchengemeinde Halle will den Todestag der Stifterin nicht wortlos verstreichen lassen. Joseph Siemens und weitere Mitstreiter suchen noch alte Fotos aus der Kirchengeschichte.

Artikel vom 28.02.2007