01.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Jede zweite Straftat
ist ein Diebstahl

Kriminalitätsstatistik für den Kreis Gütersloh

Kreis Gütersloh (rec). Die Morde an einem türkischen Familienvater in Rheda-Wiedenbrück, am Gütersloher Autohändler Werner Kellermann oder an der Verkäuferin Elisabeth Deniz mögen die Schlagzeilen dominiert haben. Doch das »tägliche Brot« der Polizei im Kreis Gütersloh waren im vergangenen Jahr vor allem Diebstähle.

Die gibt es nach der gestern vorgelegten Jahresstatistik mit insgesamt 12 042 Fällen in weitaus höherer Zahl als in Bielefeld. Bei insgesamt 22 092 registrierten Straftaten ist damit jede zweite ein Diebstahl - sei es aus Wohnungen, sei es unter Androhung von Gewalt, aus Läden oder aus Fahrzeugen. Der Gesamtschaden summiert sich dabei auf 6,4 Millionen Euro. Gegen eine osteuropäische Einbrecherbande gelang ein spektakulärer Fahndungserfolg. Statistisch klärt die Polizei ein Drittel der Diebstähle auf - zwei Drittel bleiben jedoch ungesühnt.
Ein Schaden in Höhe von einer Million Euro verursachen nach Auskunft von Holger Meier, Leiter der neu geschaffenen Direktion Kriminalitätsbekämpfung, allein die Fahrraddiebstähle im Kreis Gütersloh. »Da kann es der Kreis sogar mit dem Münsterland aufnehmen,« ergänzte Polizeidirektor Karsten Fehring. Eine Sondereinheit schraubte die Aufklärungsquote auf im regionalen Vergleich »sensationelle« 18,7 Prozent. Doch die mit 3707 hohe Zahl an Delikten konnte dadurch nicht nachhaltig gesenkt werden.
Eine weitere Million Euro kosten die Diebstähle aus Kraftfahrzeugen. Bei diesem Delikt stößt die Aufklärungsquote mit 30,5 Prozent so langsam an ihre Grenzen. »Viele Junkies beziehen sich auf diese Weise die Mittel, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. In diesem Fall müsste die Prävention bei den Süchtigen ansetzen. Würden sie geheilt, würde auch die Zahl der Autoaufbrüche zurückgehen,« ist Fehring überzeugt.
An ein besonderes Heilprogramm für Drogensüchtige aber denkt Landrat Sven-Georg Adenauer derzeit nicht: »Es gibt keine Drogenszene im Kreis Gütersloh.« Die Zahl der Rauschgiftdelikte ging laut Statistik von 685 auf 597 zurück, die Zahl der Drogentoten sank von sieben (im Jahre 2005) auf drei. Konsumenten harter Drogen wurden bei 231 Raub- und Diebstahlsdelikten überführt. Die Beschaffungskriminalität sei hier deutlich niedriger als in Bielefeld.
Adenauer freute sich über die geringste Zahl von Straftaten seit dem Jahr 2000 und die höchste Aufklärungsquote seit 1998. Größere Sorge bereite ihm die wachsende Zahl gewaltbereiter Jugendlicher. Seit 1995 habe sich die Zahl gewalttätiger Übergriffe mehr als verdreifacht. Überproportional seien darin Jugendliche beteiligt, häufig mit Migrationshintergrund, häufig unter Alkoholeinfluss. Ihnen will Adenauer mit verstärkter Prävention entgegentreten.

Artikel vom 01.03.2007