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»Bulli-Bande« steht Montag vor Gericht

Haller soll Diebstähle von Transportern organisiert haben - Bei Motorübergabe geschnappt

Von Klaus-Peter Schillig
Halle/Werther (WB). Sie saßen eigentlich hinter Gittern, sollen aber ihren offenen Vollzug zu weiteren Straftaten genutzt haben. Von kommenden Montag an stehen die beiden Köpfe der so genannten »Bulli-Bande« - Markus S. aus Halle und Detlef S. aus Gütersloh - in Bielefeld vor Gericht.
Die Nutzfahrzeuge von VW, hier ein neuer Multivan, wurden gestohlen und sofort danach in Werther und Enger ausgeschlachtet.Foto: VW

Insgesamt fünf Angeklagte haben sich vor der vierten Strafkammer des Landgerichts zu verantworten. Die Männer aus Halle, Gütersloh, Enger und Lübbecke, zwischen 22 und 50 Jahren alt, müssen sich wegen besonders schweren und gewerbsmäßigen Diebstahls verantworten. Das Ganoven-Quintett hatte sich, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, auf den Diebstahl hochwertiger VW-Nutzfahrzeuge spezialisiert. Die Fahrzeuge sollen in einer Halle in Werther und einer Scheune in Enger-Herringhausen ausgeschlachtet, die brauchbaren Teile weiterverkauft, der Rest verschrottet worden sein. Für die Verschrottung bei einem Händler in Bielefeld war zunächst S. selbst, später der 50-jährige Manfred M. aus Enger zuständig.
Mehr als 30 Seiten umfasst die Anklageschrift, die die Staatsanwaltschaft Bielefeld zusammengetragen hat. Demnach soll Markus S., der 37-jährige Haller, gemeinsam mit den Komplizen aus Lübbecke und Enger, Lars Michael Z. (25) und Dennis H. (22), im gesamten ostwestfälischen Raum zwischen dem 11. Dezember 2004 und dem 19. November 2005 insgesamt 27 Fahrzeuge und mehrere Anhänger gestohlen haben.
An dem fraglichen Tag im November 2005 war die Bande aufgeflogen, als die Polizei den als Hehler fungierenden Detlef S. (37) bei der Übernahme eines Motors aus einem VW-Bulli in flagranti erwischte. Der VW T4 war erst am Tag zuvor in Borgholzhausen gestohlen worden. Das Fahrzeug war schon wenige Stunden nach dem Diebstahl zerlegt und für die weitere Verwendung vorbereitet worden. Detlef S. legte bei seiner Festnahme ein Geständnis ab und zeigte den Polizeibeamten auch eine Scheune in Verl, wo er einen weiteren »T 4« und zehn Motoren gelagert hatte.
Detlev S. habe Markus S. und seinen Komplizen, so die Erkenntnisse der Ermittler, die Fahrzeugteile zu einem Durchschnittspreis von 3000 Euro abgekauft, in einem Fall auch einen kompletten Audi TT, und diese dann gewinnbringend weiterveräußert. Die Mitangeklagten Z. und H. sollen pro Fahrzeug als Entlohnung zwischen 700 und 1000 beziehungsweise zwischen 300 und 400 Euro erhalten haben, auch M. soll für seine Dienste entlohnt worden sein.
Markus S. soll alle ihm zur Last gelegten Diebstähle aus seiner Freiheitsstrafe heraus begangen und organisiert haben. Als Freigänger aus der Verler Nebenstelle der Justizvollzugsanstalt (JVA) Senne war er bei seinem Halbbruder beschäftigt. Die großzügige Regelung, die ihm trotz mehrerer Vorstrafen gewährt worden war, soll er aber für seine kriminellen Machenschaften genutzt haben.
Ähnlich liegt der Fall bei Detlef S. Der Familienvater, der unter anderem ein Gewerbe als Kfz-Händler angemeldet hatte, verbüßte bereits seit März 2003 eine Haftstrafe wegen Kfz-Diebstahl (übrigens ebenfalls Bullis), durfte aber als Freigänger bei einer Verler Firma arbeiten. Bei einer Verurteilung droht den Angeklagten eine Haftstrafe bis zu zehn Jahren.

Artikel vom 01.03.2007