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Reittherapie für kranke Kinder
Pferde helfen Kindern mit Krebserkrankungen
Bad Oeynhausen (dpa). Der neunjährige Oliver hatte Krebs. Er litt an einem Hirntumor, den seine Ärzte operativ entfernten. Ist nun alles wieder gut für den Jungen? Es sei ein gutartiger Tumor gewesen, sagt seine Mutter Sylvia Hermann erleichtert. Doch die Narben - vor allem die auf der Seele -Ê lasteten weiter schwer auf der Familie.
Was dem Neunjährigen schließlich hilft, ist eine Reittherapie in der Klinik Bad Oexen bei Bad Oeynhausen. Diese lässt den Jungen Selbstvertrauen fassen. Nach vier Wochen Therapie freut er sich auf die Schule.
Seit 1990 spezialisiert sich die Klinik auf die Reittherapie für Kinder mit Krebserkrankungen. Acht Pferde und eine Eselin stehen für die Therapie zur Verfügung. »Mit der Reittherapie können wir nicht nur das Gleichgewichtsgefühl stärken, sondern auch Aggressionen und Ängste abbauen, die als Begleiterscheinung bei Krebserkrankungen auftreten können«, erklärt Physiotherapeut Bernd Stelljes. Oliver liegt rücklings -Ê ohne Sattel -Ê auf dem Pferd, seinen Arme hat er ausgebreitet. So soll er neues Vertrauen in das Leben gewinnen. »Oliver hat seine Aggressionen abgebaut, er ist wie ausgewechselt«, sagt seine 39 Jahre alte Mutter nach vierwöchigem Aufenthalt.
Bei der Reittherapie unterscheidet der Therapeut fünf verschiedene Formen: Hippotherapie, eine Art Krankengymnastik auf dem Pferd, heilpädagogisches Reiten, das zur Entwicklungsförderung eingesetzt wird, heilpädagogisches Voltigieren, das in der Gruppe ausgeübt wird, Reiten als Therapiesport und das integrative Reiten, das auch die Geschwisterkinder mit einbezieht.
Doch auf Olivers Therapieplan steht auch Krankengymnastik im Wasser, Krankengymnastik pur und »Snoezeln«, eine Art Toben und gezieltes Ansprechen einzelner Sinne. »Wir versuchen die Therapiedichte zu erhöhen, ohne dass die Kinder es merken, indem wir den gleichen Therapeuten möglichst für alle drei Arten von Therapie einsetzen«, sagt Konstantin Krauth, leitender Kinder- und Jugendarzt der Klinik. »Wir behandeln nicht Krankheiten, sondern Kinder und ihre Familien«, erklärt er.
Silke Kettig

Artikel vom 23.03.2007