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»Das ist die
Chance des
Jahrhunderts«

Noch ein Schritt für TSVE-Dolphins

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Sportlich trennt die TSVE-Dolphins nur noch ein Schritt von der Zweitklassigkeit. Die Strecke, die auf dem wirtschaftlichen Sektor zurückzulegen ist, dürfte um ein Vielfaches länger sein. Als früherer Teammanager und Anschieber des »Projekts Aufstieg« vor dreieinhalb Jahren weiß Center Maik Mertens, welche Stunde jetzt geschlagen hat. »Das ist für den Bielefelder Basketball die Chance des Jahrhunderts.«

Mertens hat selber jahrelang Klinken geputzt und kennt die Ansichten der Sponsorenseite zur Genüge. »Potentielle Geldgeber zu überzeugen, ist ein hartes Brot. Doch die aktuelle Situation birgt einen entscheidenden Unterschied. Ich hatte sportlich nicht viel anzubieten. Aber in der Pro B-Liga kommen wir als Werbepartner bundesweit herum. Da heben wir uns vom Rest des Bielefelder Amateursports schon erheblich ab. Und das muss volles Rohr nach außen getragen werden.«
Die Tabellenoptik lügt nicht. »Ich weiß, was meine Jungs drauf haben. Wir sind die beste Mannschaft,« sagt Trainer Ilijas Masnic. »Unser Erfolg macht Appetit auf mehr.« Das »Mehr« nennt sich Pro B-Liga und muss angesichts ge-stiegener Anforderungen erst noch finanzierbar gemacht werden. Eine gewaltige Herausforderung für alle, die am »Projekt Aufstieg« mitwerkeln. Dazu gehört natürlich auch der 1. Vereinsvorsitzende Günter Entgelmeier. Der Stammgast bei den Spielen der Dolphins hat die bürokratischen Nebenwirkungen der 2. Liga zur Chefsache erkoren. »Es kommen nicht nur finanzielle, sondern auch organisatorische und rechtliche Probleme auf uns zu. Da muss ich mich doch drum kümmern.«
Die erste Hürde: Sechs Monate, ehe der Ball fliegt, will der Deutsche Basketball-Bund schon Geld von den Klubs sehen. Bis zum 30. März soll beim Verband ein Bewerbungsschreiben des Aufsteigers mit zehn Anlagen vorliegen. Bei Nichteinhaltung der Formalitäten drohen Bußgelder. Und an die 28 000 Euro müssen aufs DBB-Konto überwiesen worden sein. Kaution, Meldegebühr, Ausfallbürgschaft, Schiedsrichterkosten - Entgelmeier findet's einfach frech. »Das Geld ist erstmal weg.«
Als Hermannslaufverein hat sich der TSVE 1890 nicht nur einen ausgezeichneten Ruf, sondern auch zahllose Kontakte verschafft. Ein entsprechendes Schreiben an Werbepartner in spe ist schon verfasst. »Ich hoffe, das öffnet uns so manche Tür,« will Entgelmeier »neugierig machen« auf die langen Kerls aus Bielefeld. Und auf deren Höhenflug ist er so richtig stolz. »Wir stellen zurzeit Bielefelds erfolgreichste Basketballmannschaft aller Zeiten. Es ist doch unglaublich, dass der TSVE kurz davor steht, ein Team auf Bundesliganiveau zu haben. Damit sind wir dann nach Arminia die Nummer zwei in unserer Stadt bei den Ballsportarten.«
Ilijas Masnic mahnt für die Pro B-Liga neben einem »breiteren Kader« auch einen »gesteigerten Trainingsaufwand« an. Um ein adäquates Team an den Start bringen zu können, das den Anforderungen der neuen Dimension genügt und dafür fraglos einen ordentlichen sechsstelligen Betrag benötigt, würden auf vielen Ebenen die Ärmel hochgekrempelt. Entgelmeier: »Keiner soll uns hinterher nachsagen können, wir hätten nicht alles versucht.«
Am kommenden Samstag (20 Uhr, CSS) gegen den ärgsten Verfolger BG Südpark Bochum, vier Punkte zurück, soll das Meisterstück geschmiedet werden. Für den Erfolgsfall hält Abteilungsleiterin Heike Rixe für die Spieler eine Überraschung bereit. Die große Party mit den Fans werde es freilich erst nach dem letzten Heimspiel am 17. März gegen Hagen-Haspe geben.
Der TSVE hat die einmalige Chance, seinem Konzept »Vom Nachwuchs bis zur Bundesliga« Taten folgen zu lassen - eine Professionalisierung der Strukturen im Vorgriff auf die Zukunft. »In zwei Jahren soll auch die Regionalliga dem Deutschen Basketball-Bund zugeordnet werden,« sagt Heike Rixe. »Spätestens dann kostet's sowieso richtig Geld.«

Artikel vom 27.02.2007