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Auch vor der eigenen Tür Augen offen halten

Familiengottesdienst zum Thema »Kinder in Deutschland« bewegt Besucher - Vortrag geplant


Werther (dh). Das Jahr hat gerade erst angefangen. Und doch mussten in dieser kurzen Zeit schon 27 Kinder bundesweit in Folge von Verwahrlosung und Gewalt ihr Leben lassen. Und so drehte sich im Familiengottesdienst der Katholischen Kirchengemeinde St. Michael Werther am vergangenen Sonntag alles um das Thema »Kinder in Deutschland«.
Dass es nicht allen Kindern gut geht, machte Georg Ehrmann an konkreten Zahlen fest. Der Wertheraner ist Vorstandsvorsitzender des Vereins Deutsche Kinderhilfe direkt und hatte den Gottesdienst gemeinsam mit dem Vorbereitungsteam organisiert. Jährlich sterben in Deutschland mehr als 180 Jungen und Mädchen an den Folgen von Gewalt und Verwahrlosung. 10 000 Kinder werden schwer misshandelt, allein in Berlin leben 2 500 Kinder und Jugendliche auf der Straße. »Wir wollten einmal das Medium Gottesdienst nutzen, um dieses Thema zu transportieren«, sagte Georg Ehrmann im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT und betonte, dass es sich lohnt, auch vor der eigenen Tür die Augen offen zu halten. Das Thema sei ein Tabu, das vor allem durch Zivilcourage gelöst werden könne. Und so haben die zahlreichen Besucher des Gottesdienstes nicht nur für Opfer, Helfer und politisch Engagierte gebetet, sondern auch für jedes der 27 Kinder, die 2007 gestorben sind, eine Kerze mit ihren Namen angezündet. »Neun Kerzen waren ohne Namen, weil die Kinder direkt nach der Geburt getötet wurden«, sagte Ehrmann und ist noch ganz beeindruckt von der Anteilnahme, die der Familiengottesdienst ausgelöst hat. Noch lange nach dem Gottesdienst standen die Besucher zusammen und tauschten ihre Gedanken aus. »Wir werden das Thema weiter vertiefen«, betonte Ehrmann angesichts des großen Interesses aus der Gemeinde. Noch vor Ostern möchte der Vorstandsvorsitzende der Kinderhilfe einen Fachvortrag auf die Beine stellen. Ein Termin wird noch bekannt gegeben.

Artikel vom 27.02.2007