27.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Vergissmeinnicht« für gute Pflege

»Deutsche Demenz Stiftung« gegründet - Bio-Unternehmen als finanzielles Polster

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Ihre Ziele sind klar definiert: Aufmerksamkeit für das Krankheitsbild zu erzeugen, Familien in ihrer schwierigen Situation zu unterstützen und Pflegeeinrichtungen zu schaffen. Gestern wurde die »Deutsche Demenz Stiftung - Vergissmeinnicht« gegründet.

Initiator und Investmentbanker Stefan Roggenkamp (37) aus Verl (»Ich entschloss mich dazu, weil meine Mutter im Alter von 60 Jahren an einer schweren Demenz erkrankte«) erhielt im Parkhotel Gütersloh die offizielle Stiftungsurkunde aus den Händen von Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl. Mit dabei zwei Kuratoriumsmitglieder: der Gütersloher Psychiater Karl-Hubert Remlein und und der Bielefelder Neurologe und Psychiater Dr. Michael Klemm.
Etwa 8 bis 13 Prozent aller Menschen über 65 Jahren leiden unter einer Demenz. Bei den über 90-Jährigen sind es sogar 40 Prozent. Nach Schätzungen von Patientenverbänden leben in Deutschland weit mehr als 1,5 Millionen Menschen mit altersbedingten Hirnleistungsstörungen. »Vermutlich wird diese Zahl noch weiter steigen, weil der Anteil alter Menschen an der Gesamtbevölkerung zunimmt«, sagt Dr. Michael Klemm. Schon heute seien Demenzen der häufigste Grund für die Einweisung in ein Pflegeheim. Stefan Roggenkamp: »Eine wirklich gute Pflege, wie sie meistens von privaten Organisationen angeboten wird, ist häufig sehr teuer und für die Betroffenen schlichtweg nicht bezahlbar. Wir haben ein eigenes Konzept entwickelt, das einzigartig in Deutschland ist.« Die Stiftung Vergissmeinnicht will demente Wohngemeinschaften etablieren. Die erste Pflegeeinrichtung, so Roggenkamp, werde noch in diesem Jahr im »Alten Parkhotel« (Am Parkbad) eingerichtet. Die Immobilie werde die Stiftung kaufen. Dort sollen dann zwölf Einzel- und Doppelzimmerplätze sowie Büros entstehen.
Das Fundament für diese Stiftung hat Stefan Roggenkamp (er agiere als Investmentbanker in München, London und demnächst auch in Tokio) mit der Gründung eines Unternehmens geschaffen. In einer angemieteten 5 000 Quadratmeter-Halle in Herzebrock (ehemals Winterhalder) soll eine Bio-Lebensmittel-Produktion (»Roggenkamp Organics AG) anlaufen. Geplant seien in nächster Zeit rund 40 bis 50 neue Arbeitsplätze. Die Gewinne aus dem Verkauf von frischen Suppen, Babynahrung und Nudelsaucen sollen neben Spenden die Demenz-Stiftung langfristig und kontinuierlich mit finanziellen Mitteln ausstatten. Diese Produkte sollen bald bundesweit in den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels stehen. Die Firma erhalte eine eigene Geschäftsführung und einen Aufsichtsrat. Zur Höhe des Stiftungskapitals will Roggenkamp nichts sagen: »Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.«

Artikel vom 27.02.2007