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Mit Reizgas Schulunterricht gesprengt

Großeinsatz für Polizei und Rettungsdienst - 19-Jährige hatte keine Lust mehr zum Lernen

Von Jens Heinze und
Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Es gab mindestens fünf Verletzte, ein Großaufgebot von Rettungsdienst und Ordnungshütern war im Einsatz: Nach der Reizgasattacke einer 19-Jährigen im Unterricht ermittelt die Polizei gegen die Schülerin wegen Körperverletzung in mehreren Fällen.

»Wir sind alle tief erschüttert, die Aufregung war groß bei uns. Es ist Gott sei Dank aber niemand ernsthaft verletzt worden«, berichtete Ilona D. Die nach der unfassbaren Tat vom Geschehen sichtlich mitgenommene Geschäftsführerin des vom Reizgasangriff betroffenen katholischen Bildungsträgers kündigte an, dass der schlimme Vorfall im Winfriedhaus an der Turnerstraße für die erst 19 Jahre alte Täterin auf keinen Fall folgenlos bleiben werde. »Doch ich glaube, der Schülerin war gar nicht klar, was sie da ausgelöst hat«, sagte Ilona D.
Diesen Eindruck hatten auch die Polizeibeamten, die die 19-Jährige nach dem Angriff auf ihre Mitschüler und Lehrer vernommen hatten. »Unter Tränen, die aber nicht vom Reizgas stammten«, hieß es aus Ermittlerkreisen, habe die junge Frau ein »volles Geständnis« abgelegt. Demnach hatte die Schülerin, die sich Polizeiangaben zufolge mit 14 weiteren Frauen im Alter von 18 bis 20 Jahren und einer Lehrerin im Klassenzimmer des 5. Stockwerkes im Winfriedhaus auf den Hauptschulabschluss vorbereitete, keine Lust mehr zum Lernen.
Um den Biologieunterricht kurz vor Beginn des Wochenendes vorzeitig zu beenden, habe sie gegen 14.35 Uhr Gas versprüht und die Tatwaffe, eine Dose, aus dem Fenster geworfen, hieß es weiter. Noch nicht geklärt ist, ob auch der Rest der Klasse oder Teile davon in den perfiden Plan eingeweiht gewesen waren. Von der Reizgasdose fehlt bislang jede Spur - trotz intensiver Suche der Ordnungshüter wurde sie nicht gefunden.
Nachdem um 14.36 Uhr Mitarbeiter des Bildungsträgers den Gasangriff im Winfriedhaus der Berufsfeuerwehr gemeldet hatten, lösten die Helfer und Retter einen Großalarm »Massenanfall von Verletzten« aus. Zwei Notärzte, vier Rettungswagenbesatzungen, der Angriffstrupp mit einem Löschfahrzeug, zwei Einsatzleiter der »Blauröcke« und drei Streifenwagen-Besatzungen der Polizei eilten zur Turnerstraße. »Wir haben das sehr ernstgenommen, weil uns acht bis zehn Verletzte gemeldet worden sind«, sagte Marco Schmidt von der Polizei. Letztlich, so Feuerwehr-Einsatzleiter Ingo Lilischkis, habe es dann gereicht, dass die Ärzte den Opfern die Augen ausspülten. Kein Verletzter habe ins Krankenhaus gebracht werden müssen.

Artikel vom 24.02.2007