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Mit dem »Boot« zu Weltruhm

Autor und Kunstsammler Lothar-Günther Buchheim stirbt an Herzversagen

München/Feldafing (dpa). Der Kunstsammler und Schriftsteller Lothar-Günther Buchheim ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 89 Jahren im Starnberger Krankenhaus an Herzversagen. Das teilte die Bayerische Staatskanzlei am Freitag in München mit.
Buchheim mit seiner Frau Diethild. Foto: dpa
Seinen Lebenstraum erfüllte sich Buchheim mit dem am 23. Mai 2001 eröffneten »Museum der Phantasie« in Bernried; dort fand seine wertvolle Expressionisten-Kunstsammlung ihre Heimat. Furore machte Buchheim nicht nur als Kunstsammler und Fotograf. Sein 1973 erschienener Roman »Das Boot«, eine ebenso packende wie minutiöse Niederschrift seiner Erfahrungen als U-Boot-Berichterstatter im Zweiten Weltkrieg, wurde in der Verfilmung von Wolfgang Petersen ein weltweiter Kino-Erfolg.
Bundespräsident Horst Köhler schrieb in einem Kondolenzschreiben an die Witwe, mit Buchheim verliere Deutschland »eine seiner markantesten Künstlerpersönlichkeiten«. Buchheim habe früher als andere die Bedeutung des Expressionismus begriffen, eine bedeutende Sammlung zusammengetragen und schließlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seine frühen Bücher über die modernen Maler hätten den Deutschen die von den Nationalsozialisten verfemte Kunst wieder nahe gebracht.
Den Grundstein für seine äußerst wertvolle und international hoch geachtete Sammlung des deutschen Expressionismus und der französischen Kunst des 20. Jahrhunderts hatte Buchheim schon sehr früh gelegt. Mit sicherem Griff kaufte er diese in der NS-Zeit als »entartet« gebrandmarkten Bilder, als sie noch für wenig Geld zu haben waren.
Für Buchheim war das Sammeln von Kunst nie Selbstzweck. »Eigentlich ist deswegen auch der Begriff Sammler falsch. Ich wollte einfach Bilder um mich haben, aber keine Kunstschätze horten«, sagte er einmal. Für ihn gehörten Kunstsammlungen in den Besitz der Öffentlichkeit, und dies wollte er mit seiner Stiftung und dem Museum erreichen.
Doch einen Ort für seine Sammlung zu finden, war schwierig. München, Chemnitz und Weimar waren im Gespräch. Die Bayerische Staatsregierung schaltete sich ein und so beschloss Buchheim, das Museum seinem Heimatort Feldafing zu schenken. Doch 1997 wurden auch diese Pläne gekippt mit einem Bürgerbegehren - Angst vor einem Verkehrsansturm spielten ebenso eine Rolle wie Buchheims polternde Art. Den Zuschlag bekam schließlich der Feldafinger Nachbarort Bernried.
Zu einem Eklat kam es 2001, nachdem das Schlossbergmuseum in Chemnitz eine geplante Ausstellung mit umstrittenen Kriegszeichnungen von Buchheim absagte und dieser daraufhin die Ehrenbürgerschaft der Stadt zurückgab.
Auch als Maler zeigte Buchheim sein offensichtlich von der Mutter, einer Malerin, ererbtes Talent. Daneben schrieb er mehrere Kunstbücher zum Expressionismus.

Artikel vom 24.02.2007