24.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Böckstiegel hängt
auch in Detmold

Landesmuseum zeigt neue Werke

Von Dietmar Kemper
Detmold/Bielefeld (WB). Das Lippische Landesmuseum in Detmold zeigt von sofort an drei neu erworbene Werke des westfälischen Expressionisten Peter August Böckstiegel.
Rainer Springhorn und Vera Scheef zeigen Böckstiegels Bauernpaar. Foto: Antje Kreft
Dabei handelt es sich um die Originallithographie mit dem Porträt des Sohnes Vincent, den Holzschnitt »Ein Nebeltag im Spätherbst« und um die Reproduktion eines Holzschnittes eines alten Bauernpaares. Das Bild des schlafenden Sohnes müsse kurz nach der Geburt in Dresden 1925 entstanden sein, sagte die Kunsthistorikerin des Museums Vera Scheef. Die Landschaftsdarstellung stammt aus der Zeit nach 1930, die Würdigung des alten Bauernpaares, das die Eltern Friedrich Wilhelm und Frederike würdigt, geht auf das Jahr 1920 zurück. »Die Lippische Museumsgesellschaft hat erneut Flagge für die zeitgenössische Kunst gezeigt und für einen namhaften Betrag die drei wertvollen Böckstiegel-Arbeiten für uns erworben«, sagte Museumsleiter Rainer Springhorn. Nähere Angaben zur Kaufsumme wollte er nicht machen. Die Bilder befanden sich zuvor im Besitz der Galerie Strüssmann in Detmold. Das Lippische Landesmuseum verfügt nun über eine Sammlung von acht Böckstiegelgraphiken, von denen fünf dauerhaft ausgestellt werden.
Böckstiegel wurde 1889 in Arrode bei Werther (Kreis Gütersloh) geboren und studierte ab 1913 an der Königlich Sächsischen Akademie der Bildenden Künste in Dresden Malerei. Zu seinem Vorbild erkor der Westfale, der die Sommermonate in seinem Heimatort und die Winter in Dresden verbrachte, Vincent van Gogh. Als er 1951 starb, hatte der drahtige Mann mit dem roten Bart etwa 360 Bilder vollendet.
60 Werke werden zur Zeit in der Bielefelder Kunsthalle gezeigt. Die Ausstellung stellt Böckstiegels Bilder des Landlebens der industriellen Arbeitswelt gegenüber, die Böckstiegels Freund Conrad Felixmüller als Vorlage für seine Arbeiten diente. Die am 4. Februar eröffnete Ausstellung erweist sich als Besuchermagnet. »Wir sind begeistert«, schwärmte die Sprecherin der Kunsthalle Bielefeld, Christiane Heuwinkel, am Freitag: »Am ersten Tag kamen 1500 Gäste, danach pro Woche 2000 Besucher.« Viele von ihnen sprächen von »unserer Böckstiegelausstellung«. Der westfälische Expressionist sei eine Identifikationsfigur für die Region. Dort schätze man handfeste Persönlichkeiten, die als Kinder von Kleinbauern Karriere machen und durch Heimatverbundenheit und Liebe zu den Eltern ein positives Menschenbild vermitteln.
Böckstiegels Markenzeichen sei der »Blick in die bäuerliche Welt« gewesen, erläuterte die Kuratorin der Ausstellung Jutta Hülsewig-Johnen. Er habe oft ältere, vom Landleben gekennzeichnete Menschen porträtiert. »Ihn interessierte mehr das gelebte Leben, die Gesichtslandschaft«, sagte die Expertin. Deshalb sei Böckstiegels in Detmold aufgetauchtes Porträt des Sohnes Vincent etwas Besonderes.

Artikel vom 24.02.2007