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Bleibt der Trainer? Geht der Star? Wenn so wichtige Personalfragen in den Vereinen anstehen, müssen bei den Vorstandsherren sofort alle Lampen aufleuchten. Denn Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit beweisen: Spiele auf Zeit sind hier äußerst gefährlich und können weitreichende Folgen haben.

Ballack-Ballast

Von August 2005 bis zum März 2006 durfte Michael Ballack den FC Bayern München hinhalten. Immer wieder wurde verhandelt, vertagt, neu verhandelt. Dabei war eigentlich allen vorher klar: Der geht sowieso. Denn der Kapitän der Nationalelf befand sich in einer komfortablen Position. Sein Vertrag lief aus, der neue Arbeitgeber sparte die Ablöse - und Ballack durfte dafür noch einmal die Hand ganz weit aufhalten.
Doch die stolzen Bayern, sie wollten und konnten einfach nicht glauben, dass ihr Vorzeige-Fußballer den Verein tatsächlich verlassen würde. Ballacks Signale waren aber eindeutig. Wer trotz eines erheblich aufgebesserten Verlängerungsangebotes so lange zögert, der hat sich bereits entschieden - gegen München.
Es kam, wie es kommen musste. Natürlich ging Ballack. Die Bayern, sie zeigten sich schwer beleidigt. Doch auf einmal war der Abtrünnige gar nicht mehr so gut und so wichtig. Und ganz sicher wird es ohne ihn viel besser laufen. Was in der Liga jetzt ja eindrucksvoll zu besichtigen ist. Die Bayern, die sich für besonders clever halten, sie haben es versäumt, diese wichtige Position gleichwertig zu ersetzen. Jetzt gibt es die Quittung. Den Ballack-Ballast werden sie noch lange mitschleppen.

Klose-Krise

Und wie lange warten die Bremer? Hier steht ein möglicher Wechselfall an, der ebenfalls den Fußball-Betrieb langfristig stören könnte. Erste Auswirkungen sind jetzt schon zu erkennen. Denn die Krise ihres Torjägers Miroslav Klose muss selbstverständlich mit den letzten Bundesliga-Vorstellungen in Verbindung gebracht werden. Hier kassierte Werder drei Niederlagen hintereinander.
Kein Punkt. Kein Klose-Treffer. Dafür zwei riesengroße Fragezeichen: Bleibt er? Oder geht er? Der Vertrag läuft noch bis 2008. Eine lukrative Offerte hat Werder längst gemacht. Aber Klose lässt seinen Berater weiter pokern. Dass sie ihren Star nicht zu sehr unter Zeitdruck setzen wollen, ehrt die Bremer. Doch das schlechte Beispiel Ballack zeigt: Irgendwann muss Schluss sein. Dann kann es nur noch »Ja« oder »Nein« heißen.
Die Stuttgarter haben hier ein Zeichen gesetzt. Timo Hildebrand, ein wichtiger Mann, bekam einen Erklärungstermin. Der Torwart entschied sich gegen den VfB. Seitdem ist Ruhe. Und die Mannschaft spielt immer besser.

Arminia-Alarm

Das kann von den Bielefelder Arminen ja nun nicht behauptet werden. Talfahrt und Trainer-Theater stehen da höchst verdächtig in einem zeitlichen Zusammenhang. Der Abwärtstrend begann, als Thomas von Heesen und der Vorstand über die gemeinsame Zukunft nachdachten. Und da können die Spieler noch so oft beteuern, diese Verhandlungen hätten nichts mit ihren Leistungen zu tun, förderlich ist eine ungeklärte Personal-Position von dieser Bedeutung auf gar keinen Fall.
Es wurde eine lähmende Hängepartie, die auch die Mannschaft erfasste und »matt« zu setzen droht. Heute wissen die Arminen: Ein Ultimatum wäre besser gewesen. Nach dem Abpfiff der Vorrunde hätte die Trainer-Entscheidung fallen müssen. Früh genug - damit am Ende nicht alles zu spät ist.
Klaus Lükewille

Artikel vom 24.02.2007