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RWE gibt nochmals richtig Gas

Scheidender Vorstandschef Roels kündigt 25 Milliarden-Investionen an

Essen (dpa). Mit dem größten Investitionsprogramm in der RWE-Geschichte will der scheidende Chef des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns, Harry Roels, das Strom- und Gasgeschäft deutlich ausbauen.

Insgesamt werde RWE in den nächsten fünf Jahren bis zu 25 Milliarden Euro in den Ausbau und die Modernisierung des Strom- und Gasnetzes sowie in neue Kraftwerke investieren, kündigte Roels am Freitag zur Bilanzvorlage an. Allein in Deutschland wolle RWE bis 2012 etwa 15 Milliarden Euro in Kraftwerke, Tagebaue und Netze investieren.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2006 hatte RWE sein Nettoergebnis um 72 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro steigern können. Grund dafür waren neben hohen Gewinnen aus dem Stromgeschäft auch Einnahmen aus dem Verkauf der britischen Wassergesellschaft Thames Water. Für 2007 rechnet das Unternehmen als Folge fehlender Sondereffekte mit einem Rückgang des Nettoergebnisses. Der Umsatz erhöhte sich um zwölf Prozent auf 44,3 Milliarden Euro.
Der Aufsichtsrat des Konzerns hatte erst am Mittwoch dieser Woche entschieden, den Vertrag des 58-jährigen Niederländers an der RWE-Spitze trotz glänzender Unternehmenszahlen nicht zu verlängern. Er soll im Februar 2008 von dem Stahl-Manager Jürgen Großmann abgelöst werden.
»Ebenso wie im Stromsektor sind wir auch beim Gas auf Wachstum programmiert«, sagte Roels. Geplant sei etwa der Bau einer 760 Kilometer langen Pipeline quer durch Deutschland von der tschechischen bis zur belgischen Grenze mit Investitionen von einer Milliarde Euro. Vorbedingung für diese Investition sei jedoch, dass diese Gasleitung für einen bestimmten Zeitraum aus der Netzregulierung ausgenommen werde, sagte Roels.
Einzelne »selektive« Käufe schloss der RWE-Chef bei seiner Strategie eines organischen Wachstums nicht aus. Teuren Zukäufen erteilte er dagegen weiterhin eine Absage. »Die Preise müssen stimmen«, sagte Roels. Mit einem Programm zur Steigerung der Effizienz wolle der Konzern bis 2010 sein Ergebnis zudem um 600 Millionen Euro verbessern.
Mit dem Wegfall der Tarifpreisaufsicht zum 1. Juli dieses Jahres rechne er mit einem steigenden Wettbewerb beim Strom auch für die Haushaltskunden, sagte Roels. Mit der Gesellschaft eprimo wolle RWE zunächst beim Strom und später auch beim Gas eine bundesweite Vertriebsoffensive einleiten. Dabei würden den Kunden jedoch je nach Region im Gegensatz zum Konkurrenten E.ON unterschiedliche Preise angeboten. Für März und April kündigte RWE Preissenkungen beim Gas an. Dies sei jedoch nicht auf den erhöhten Wettbewerb, sondern auf gesunkene Vorlieferantenpreise zurückzuführen, hieß es.

Artikel vom 24.02.2007