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Aus dem Radiostudio in die Kirche

Ev. Kirchengemeinde: Silke Reinmuth tritt Krankheitsvertretung für Pfarrer Holger Hanke an

Werther (dh). Pfarrer Hartmut Splitter bekommt Unterstützung. Von sofort an wird Silke Reinmuth aus Herford mit einer 50-Prozent-Stelle den zweiten Pfarrbezirk der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Werther und damit die Vertretung für den erkrankten Holger Hanke übernehmen.

Seit dem offiziellen Ausscheiden von Christa-Marlene Staschen ist Hartmut Splitter nahezu Einzelkämpfer. Noch steht ihm Daniela Walter, Pfarrerin im Entsendungsdienst, zur Seite. Doch auch sie wird in wenigen Wochen verabschiedet (siehe Kasten), ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht.
Silke Reinmuth ist froh, endlich wieder in einer Gemeinde vor Ort arbeiten zu können. Die 46-Jährige wohnt in Herford, wo ihr Ehemann Gemeindepfarrer ist. Nach der Diagnose Brustkrebs vor drei Jahren und ihrer Genesung möchte die Mutter von drei Söhnen (sechs, acht und elf Jahre) in der Böckstiegelstadt beruflich wieder Fuß fassen. »Das geht trotz der Kinder, weil ich zuhause mit einer Kinderfrau die Infrastruktur habe«, betont sie.
Silke Reinmuth wurde in Stralsund geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach dem Abitur nahm sie ihr Theologiestudium in Marburg auf. »Ich habe meine religiöse Sozialisation in einer freikirchlichen Gemeinde erfahren«, erzählt sie. Doch dort seien für sie trotz der enormen Glaubensstärke sehr viele Fragen offen geblieben, die man vor allem ihr als Frau nicht beantworten konnte.
Und so schloss sie das Jura-Studium aus, nahm Theologie und Geschichte auf Lehramt in Angriff. Nach einem Auslandsstudium in Edinburgh/Schottland setzte Silke Reinmuth ihr Studium in München fort. Dort entschloss sie sich für die Gemeindearbeit. »Ich habe es nie bereut, Pfarrerin und nicht Lehrerin geworden zu sein«, sagt die 46-Jährige, die nach ihrer Gesesung auch an Schulen Religion unterrichtete.
Nach dem Gemeindevikariat in Paderborn arbeitete Silke Reinmuth bei der Zeitung »Unsere Kirche« und im Öffentlichkeitsreferat in Herford für den Lokalfunk. Später hielt sie im Lokalradio Kurzandachten - anfangs nur in Herford, später auch in Minden-Lübbecke oder im Kirchenkreis Halle für Radio Gütersloh. »Deswegen ist mir Werther auch nicht ganz fremd«, betont die Herforderin, die bis zu ihrer Erkrankung vor drei Jahren regelmäßig die »Augenblick mal«-Beiträge gestaltet hat.
Jetzt führt sie ihr Weg aus dem Hörfunkstudio in die Jacobi-Kirche: Hartmut Splitter ist froh, dass ihn die Landeskirche nicht weiter im Regen stehen lässt. Und so übernimmt Silke Reinmuth alle Aufgaben, die im Pfarrbezirk anfallen, auch Geburtstagsbesuche, die Arbeit in den Gruppen und Kreisen oder - nach den Osterferien - auch den Unterricht der Katechumenen. »Eventuell stockt sie ihre Stelle auch von 50 auf 75 Prozent auf«, freut sich Splitter über die Unterstützung.
Und auch Silke Reinmuth blickt voller Optimismus auf ihre Zeit in Werther: Sie freue sich darauf, Gemeindearbeit selbst gestalten zu können, sagt die »Pfarrersfrau«. »Dabei liegt es mir besonders am Herzen, Gottesdienste an den Wendepunkten des Lebens so zu gestalten, dass die Menschen auch etwas Besonderes davon haben.«
l Spätestens im Gottesdienst am Sonntag, 4. März, haben die Gemeindeglieder die Gelegenheit, Silke Reinmuth kennen zu lernen. Um 9.45 Uhr wird sie sich in der Winterkirche im Gemeindehaus vorstellen.

Artikel vom 24.02.2007