24.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Miese Stimmung und müde Beine

Kein Jubel beim Achtelfinaleinzug

Amsterdam (dpa). Jubelbilder gab es nicht: Bei Werder Bremen sah man keinen Grund zur Freude, bei Bayer Leverkusen fehlte nach einem Kraftakt schlicht die Energie.

Erstmals seit vier Jahren stehen wieder zwei deutsche Teams im Achtelfinale des UEFA-Cups, doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Bei Bremen saß der Schock nach dem 1:3 bei Ajax Amsterdam tief. »Ich kann mich gar nicht richtig freuen«, gab Torhüter Tim Wiese zu, der mit einer Weltklasse-Leistung ein Debakel verhinderte und sich anschließend eine Auseinandersetzung mit dem Kollegen Daniel Jensen leistete. Nur das 3:0 aus dem Hinspiel brachte die Hanseaten in die nächste Runde.
Bayer Leverkusen profitierte beim 0:0 bei den Blackburn Rovers von einer hervorragenden Abwehrleistung und dem Polster vom 3:2-Hinspiel-Sieg. Durch den geglückten Kraftakt im UEFA-Cup hat die Mannschaft rechtzeitig wieder in die Erfolgsspur gefunden. »Das war ein Erfolg der Taktik und des Willens«, stellte Torwart Hans-Jörg Butt fest. Jetzt steigt für Leverkusen am Sonntag beim Spitzenreiter FC Schalke 04 die nationale Bewährungsprobe. »Viele hatten uns nach zuletzt enttäuschenden Vorstellungen schon abgeschrieben, wir haben aber den Kampf angenommen«, sagte Bayer-Kapitän Carsten Ramelow. Im Achtelfinale trifft Bayer auf den RC Lens. Werder bekommt es am 8. und 14./15. März mit dem spanischen Vertreter Celta Vigo zu tun.
Wild gestikulierend offenbarten die Streithähne Wiese und Jensen die Stimmungslage bei Bremen. Die Verunsicherung greift dramatisch um sich und die Nerven liegen blank. »Das war nur Adrenalin«, beschwichtigte Wiese, als er sich wieder beruhigt hatte. Der überragende Keeper versuchte, den Streit herunterzuspielen. »Es kann ja keiner glücklich sein, wenn man auf diese Weise weiterkommt«, sagte Clubchef Jürgen Born: »Da sieht man welt-erfahrene Spieler, die plötzlich Angst bekommen und wackeln.«
Die in der Bundesliga-Hinrunde so begeisternden Bremer rutschen immer tiefer in die Krise. »Die Stimmung in der Kabine war bedrückend«, berichtete der erneut erfolglose Miroslav Klose, der ein Sinnbild der spielerischen Probleme der Bremer ist. Der Torjäger ist wie viele seiner Mitspieler meilenweit von der Klasse der Hinrunde entfernt.
Dass Ajax nach dem Ausgleich durch Hugo Almeida (13.) nicht mehr Treffer als jene durch Leonardo (3.), Klaas Jan Huntelaar (60.) und Ryan Babel (74.) erzielte, lag alleine am alle überragenden Wiese. Am Sonntag will Werder jetzt den negativen Liga-Trend stoppen: Schlusslicht Borussia Mönchengladbach erwartet den Halbzeitmeister - und hat gar nichts zu verschenken.

Artikel vom 24.02.2007