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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Sieg des Atomstroms


Der Stromanteil, den die Stadtwerke Gütersloh (SWG) aus der Produktion von Kernenergie beziehen, bleibt mit 34 Prozent unverändert hoch. Aber nicht das wurde gestern vor dem Rathaus und im Ratssaal von Mitgliedern von Umweltverbänden gefeiert, sondern der in dieser Woche verkündete Verzicht auf eine Beteiligung am neuen Kohlekraftwerk in Herne.
Aufrichtig freuen darüber dürfen sich die Verbände und die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. In den grünen »Eckpunkten für ein Reformprogramm in der Energiepolitik« steht klipp und klar, dass die Verbraucher über den Preis zu verstärktem Stromsparen erzogen werden und Kohlekraftwerke vom Markt verdrängt werden sollen. Diesen Weg hat Gütersloh nun eingeschlagen.
Den Stadtwerken wurde damit eine Option aus der Hand geschlagen, ohne dass ihnen ebenso produktionssichere Alternativen aufgezeigt worden wären. Mit ihrem Rückzieher haben die Stadtwerke-Chefs ihren Aufsichtsratsmitgliedern eine peinliche Abstimmung im öffentlich tagenden Rat erspart; CDU und Grünen ermöglichten sie dadurch noch etwas Ruhe auf ihrer Plattform. Frohen Herzens werden sie das Angebot der CDU aufgreifen, diesen Verzicht als Chance zu verstehen, um nun über die langfristige Sicherung der Energieversorgung nachzudenkenÉ
Im Ernst: Kohlekraftwerke sind Dreckschleudern. Sie belasten die Atmosphäre enorm, auf eine Beteiligung an diesen Anlagen muss niemand stolz sein. Doch sie produzieren zuverlässig Strom - Wind- und Solarenergie sind dazu noch lange nicht in der Lage. Der Bezug dieses Stroms wird in den kommenden Jahren schmerzhaft teurer - eine Beteiligung der Stadtwerke am Kraftwerk in Herne hätte den Preisauftrieb etwas gedämpft. Das Kraftwerk wird auch ohne die Beteiligung gebaut. Die Stadtwerke müssen sich neu umsehen. Der Blick fällt gegenwärtig auf nur eine gleichwertige Alternative: Atomstrom.

Artikel vom 24.02.2007