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Medaillenlieferant Langlauf

Teichmann und Angerer holen Gold und Silber - Sachenbacher Vierte

Sapporo (dpa). Im Zielsprint zu Gold und Silber ruhte die Freundschaft von Axel Teichmann und Tobias Angerer für 150 Meter, danach feierte das Traumduo der deutschen Langläufer bis kurz nach Mitternacht gemeinsam den grandiosen Erfolg in der Doppelverfolgung bei der nordischen Ski-WM.

Allerdings blieb die Siegerparty im Rahmen, denn schon gestern früh standen beide wieder an der Loipe, um Teamkollegin Evi Sachenbacher-Stehle anzufeuern. Die Bayerin lieferte über 2 x 7,5 Kilometer ebenfalls eine überragende Leistung ab, die jedoch nicht belohnt wurde. Als Vierte verpasste sie beim Sieg der Russin Olga Sawjalowa eine Medaille nur knapp. »Sie muss nicht enttäuscht sein. Dieses grandiose Rennen war wie ein Sieg«, lobte Bundestrainer Jochen Behle und begrub endgültig das vor der WM ausgegrabene Kriegsbeil.
Tags zuvor war der Coach völlig aus dem Häuschen geraten, als die Herren in der deutschen Domäne Doppelverfolgung wieder einmal ihre Klasse und Vielseitigkeit zeigten und den enttäuschenden vierten Platz vom Team-Sprint mehr als wettmachten. Dabei platzte nach vierjähriger Leidenszeit bei Teichmann der Knoten. Zum zweiten Mal nach 2003 trug er sich als Weltmeister in die Siegerlisten ein und beschenkte seinen Heimtrainer Cuno Schreyl vorfristig zu dessen 47. Geburtstag am Sonntag. Schreyl hatte am Abend vor dem Rennen über 2 x 15 Kilometer psychologische Aufbauarbeit geleistet. »Ich habe ihm gesagt, dass ein Teichmann nur schwer zu schlagen ist, wenn er von vorn läuft«, erzählte Schreyl.
Sein Schützling beherzigte die Anweisungen des Coaches, hielt sich wie seine Teamkollegen Angerer, Jens Filbrich (Frankenhain) und René Sommerfeldt (Oberwiesenthal) ständig im Vorderfeld auf und ging damit der Sturzgefahr in den Abfahrten aus dem Weg. Als Angerer am letzten Anstieg das Feld sprengte und nur noch fünf Athleten für den Sieg in Frage kamen, tippten alle auf den Weltcupspitzenreiter. »Ich fühlte mich gut und dachte auch, dass ich es gewinnen kann. Doch Axel war einen Tick stärker«, sagte der Vachendorfer ohne Groll.
»Ich freue mich fast mehr über Axels Medaille als über meine«, erklärte der Tour-de-Ski-Sieger und begründete dies mit Teichmanns vielen Verletzungen und Krankheiten. »Wir sind zwar grundverschieden, haben aber beide mehr Täler durchschritten als Höhen erklommen. Das verbindet uns.«
Nur um zwei Meter verpasste Evi Sachenbacher-Stehle ihre zweite Medaille bei den Titelkämpfen in Sapporo nach Silber im Teamsprint. Die 26-Jährige aus Reit im Winkl lieferte eine taktisch und kämpferisch ganz starke Vorstellung, zeigte die beste Saisonleistung. »Am letzten Anstieg war ich oben etwas müde. Ich habe es nicht mehr geschafft, die kleine Lücke zu Kristin Steira zu schließen. Eigentlich wollte ich als Dritte am Berg sein, aber ich kam einfach nicht vorbei«, beschrieb die Bayerin die entscheidende Situation 1,2 Kilometer vor dem Ziel.
Schon in Runde eins musste sie nach einer Kollision mit Marit Björgen und anschließendem Sturz mehr Kraft als gedacht aufwenden, um nach vorne aufzuschließen. »Diese zwei Prozent haben vielleicht am Ende gefehlt«, meinte die Staffel-Olympiasiegerin von 2002. Die Auseinandersetzung mit Behle, der im Vorfeld der WM ihre Einstellung kritisiert hatte, erklärte sie im Ziel für beendet: »Darüber reden wir nicht mehr.«

Artikel vom 26.02.2007