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Die patenten Assistenten

Neuer Trainer-Kurs: Sander und Geideck machten eine lange Bank-Lehre

Von Klaus Lükewille
Cottbus (WB). Der Mann hat Humor. Auch an schlechteren Tagen ist Petrik Sander (46) immer noch gut drauf. Wie nach der 1:3-Niederlage am 30. September 2006 in Bielefeld.

Damals wurde er gebeten, doch bitte das Mikrofon in die Hand zu nehmen, dann sei die Verständigung besser. Dafür hatte der Trainer von Energie Cottbus nun wieder kein Verständnis: »Ich bin doch kein Schlagersänger.«
Selten so gelacht im Presseraum der SchücoArena, auch Kollege Thomas von Heesen grinste. Ein Schelm, dieser Sander. »Und ein Klassejunge«, stellte der Arminia-Trainer später fest, »der macht in Cottbus einen tollen Job. Ich verstehe mich mit ihm ausgezeichnet, wir funken auf einer Wellenlänge.« Die Herren sahen sich im Herbst 2006 jede Woche beim Fortbildungskurs. Sander und von Heesen machten in Köln ihren Fußball-Lehrer-Schein.
Wenn sich Cottbus und Arminia an diesem Samstag im »Stadion der Freundschaft« wiedertreffen, ist Freund von Heesen nicht mehr dabei. Der dankte nach dem 0:1 in München vor zwei Wochen ab, seitdem sitzt Frank Geideck auf der Bielefelder Bank.
Aber auch hier gibt es Gemeinsamkeiten. Denn wie der Arminia-Kollege war Sander ebenfalls lange Jahre der zweite Mann, ehe er in die erste Reihe rückte.
Doch während Geideck immerhin bei den sechs Vorgesetzten Ernst Middendorp, Thomas von Heesen, Hermann Gerland, Benno Möhlmann, Uwe Rapolder und zuletzt erneut von Heesen Erfahrungen sammeln durfte, hockte Sander seit 1997 immer neben dem gleichen Boss. Eduard Geyer, die Trainer-Ikone der ehemaligen DDR, musste am 23. November 2004 aber dann doch endgültig abdanken. Der energische Vorstandsauftrag lautete: »Sander, jetzt sind Sie dran.« Und der zweite Mann nahm sofort an. 2005 rettete er Energie vor dem tiefen Absturz in die Regionalliga, 2006 feierte er mit der Mannschaft schon die Rückkehr ins Oberhaus. Die Belohnung: eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2008.
Ein patenter Assistent, dieser Sander. Die Beförderung dieser Fachleute, die im langen Schatten ihrer Chefs gesessen haben, ist ja inzwischen mächtig in Mode gekommen. Sogar auf höchster Ebene. Der seriöse Taktiker Joachim Löw beerbte bei der Nationalmannschaft den charismatischen Einpeitscher Jürgen Klinsmann. Und in der Liga läuft die Personal-Wahl auch immer häufiger so ab. Der zweite Mann darf an die erste Stelle. Hier steht Mirko Slomka inzwischen sogar mit seiner Auswahl, er steuert auf der Schalker Bank Meisterkurs.
Der Ex-Paderborner Jos Luhukay schaffte in Mönchengladbach den erstklassigen Sprung. Ein Aufstieg, der aber trotzdem schnell wieder in den Abstieg führen kann. Die Borussen stehen nach drei Partien unter der Regie von Luhukay am Ende der Tabelle. Und der Bielefelder Geideck, er rutschte ebenfalls in einer äußerst kritischen Phase in die Verantwortung. Nach seinem 1:3-Fehlstart gegen Bochum muss er mit dem DSC in Cottbus unbedingt punkten. Sein ehemaliger Assistenten-Kollege erhebt hier natürlich sofort Einspruch: Energie braucht ebenfalls jeden Zähler, vor allem bei den Hausaufgaben gegen unmittelbare Keller-Konkurrenten.
In der Lausitz haben sie von Anfang an nur ein Ziel ausgerufen. Auch als seine Elf zu Beginn der Saison einstellige Tabellenplätze eroberte, waren alle Siege und Unentschieden für den Trainer immer nur wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Da ganz unten sind sie jetzt ja auch angekommen. Rang 16. Das wäre der Abstieg. Daran will Sander nicht glauben. Und wenn es doch passiert? »Dann würde ich natürlich mitgehen.« Und das ist diesmal kein Scherz. Denn sein Vertrag gilt auch für Liga zwei.

Artikel vom 24.02.2007