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»Mein Adrenalinspiegel wird
heute nach oben schießen«

Detlev Dammeier steht mit dem DSC Arminia II vor seinem Trainer-Debüt

Bielefeld (WB). 20 Jahre Profi: Man sollte meinen, Detlev Dammeier könnte im Fußball nichts mehr erschüttern. Doch denkste. Vor seinem Debüt als Trainer gesteht der 38-Jährige: »Am Spieltag wird mein Adrenalinspiegel garantiert nach oben schießen.« Heute steht Dammeier beim Oberliga-Hit Arminia Bielefeld II gegen Preußen Münster (19.30 Uhr, SchücoArena) zum ersten Mal als Verantwortlicher an der Seitenlinie. Mit ihm sprach Sportredakteur Dirk Schuster.
Mitten im Geschehen: Detlev Dammeier (Zweiter v. r.) beim Training mit den Amateuren. Links: Co-Trainer Armin Perrey. Foto: Stefan Hörttrich
Hand aufs Herz: Hätten Sie sich zu Ihrem Trainereinstand einen leichteren Gegner gewünscht, Herr Dammeier?Detlev Dammeier: Was ich mir gewünscht hätte, wäre ein besserer Rhythmus gewesen. Hinter uns liegt wegen der Spielausfälle ein zweiwöchiges Vakuum. Ich weiß aus meiner Zeit als Spieler, dass das keine einfache Situation ist für die Jungs.

Das heißt, Ihnen ist der heutige Gegner gleichgültig?Dammeier: Natürlich nicht. Münster besteht fast ausschließlich aus Regionalligaspielern. Wenn auch einige von ihnen über ihren Zenit hinaus sind, so ist das trotzdem eine starke Mannschaft.

Sie beendeten im Sommer Ihre Karriere und tauschten den Job auf dem Rasen gegen einen Platz am Schreibtisch. Müssen Sie ihre administrative Arbeit in Arminias Jugend- und Amateurbereich jetzt gänzlich aufgeben?Dammeier: Nein, der Job des Trainers einer Oberligamannschaft ist nicht so zeitaufwändig, dass er keine Kapazitäten für andere Aufgaben ließe. Ich möchte im oberen Jugendbereich, sprich ab der U16, am Ball bleiben.

Fiel Ihnen die Entscheidung, nun wieder auf den Rasen zurückzukehren, schwer?Dammeier: Nein, denn die Frage war: Wie können wir die Lücke, die durch die Trainerwechsel bei den Profis im Amateurbereich entstanden ist, am besten füllen? Ich bin der Meinung, dass die jetzige Konstellation für den Verein die bestmögliche ist.

Glauben Sie, dass Ihr Co-Trainer Armin Perrey das genau so sieht? Dammeier: Dass sich Armin Hoffnungen gemacht hat, nach Jörg Webers Aufstieg zum Co-Trainer der Profis als Cheftrainer der Amateure weiterzumachen, ist doch normal. Aber er hat mir versichert, dass er mit der Situation kein Problem habe. Armin hat ja auch im Sommer unter der Prämisse angefangen, Co-Trainer zu sein. Wir waren am Freitag gemeinsam in Münster, um die Preußen im Pokalspiel unter die Lupe zu nehmen. Armin kennt die Liga besser als sich. Ich bin der Meinung, dass wir gemeinsam eine richtig gute Basis haben.

Haben Sie die Entscheidung, Trainer zu werden, allein getroffen, oder haben Sie andere um Rat gefragt? Dammeier: Natürlich habe ich auch mit meiner Frau Claudia darüber gesprochen. Sie empfindet den Schritt als positiv. Auch meinen Bruder Günther, er ist fast zehn Jahre älter als ich, habe ich um seine Meinung gebeten. Er ist selbst Trainer, führt eine Jugendmannschaft. Wir haben das immer so gehalten, dass wir über solche Dinge diskutieren.

Ihr Trainer-Vertrag gilt bis zum Ende der Saison. Wovon hängt ab, ob Sie weitermachen oder in die andere Rolle zurückkehren?Dammeier: Davon, was meiner Meinung nach mehr Sinn macht. Und natürlich davon, was der Verein über meine Arbeit denkt. Im Sommer werden wir neu entscheiden. Ich bin ja selbst gespannt, wie mich die neue Aufgabe mitnimmt, wie sie mich stimuliert.

Das heißt, die Fortsetzung Ihrer Arbeit als Trainer ist nicht vordergründig an den sportlichen Erfolg geknüpft?Dammeier: Ich behaupte, dass ich nicht so viel kaputtmachen kann, dass wir am Ende absteigen werden. Was den Aufstieg angeht, so würden wir uns dem sicher nicht entgegenstemmen. Es wäre perfekt, wenn er uns dieses Jahr gelingen würde. Dann wären wir sogar im Fall des direkten Wiederabstiegs für die 2008 beginnende neue Regionalliga qualifiziert.

Sie übernehmen Arminia II auf Tabellenplatz sieben. Was wollen Sie ändern, um noch erfolgreicher zu werden?Dammeier: Nuancen. Die Spielweise der Amateure hat sich an die der Profis angenähert. Das ermöglicht es den Spielern, oben schneller Fuß zu fassen. Mein Ziel ist es, erfrischenden Fußball nach vorn spielen zu lassen. Aber die Tabelle zeigt: Wir haben zu viele Tore kassiert. Das heißt aber nicht, dass ich ein Defensiv-Bollwerk aufbauen will, sondern dass die Arbeit der Offensivabteilung gegen den Ball erhöht werden muss.

Ist Torwart Pascal Formann als Kapitän automatisch Ihr verlängerter Arm auf dem Platz?Dammeier: Pascal und ich kennen uns noch als Kollegen bei den Profis. Das Problem ist, dass er nicht regelmäßig beim Training der Amateure dabei sein kann. Das bedeutet, ich muss mir noch andere Spieler suchen, von denen ich zum Beispiel erwarte, dass sie mehr sprechen. Ich meine Spieler wie Daniel Scherning und Zlatko Janjic. Dabei geht es nicht um sinnloses Rumtexten, sondern unter anderem darum, den anderen Hilfestellung zu geben.

Artikel vom 23.02.2007