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Bundesliga-Aus für Augustdorf/Hövelhof

Spielbetriebs- und Marketing GmbH der HSG meldet beim Amtsgericht Insolvenz an

Von Peter Klute
Augustdorf (WB). »Sprachlos, schockiert, entsetzt, überrascht, traurig.« So beschrieb Diethard von Boenigk gestern seine Gefühle und war nicht der Einzige beim Handball-Zweitligisten HSG Augustdorf/Hövelhof, dem es so erging.

Am Mittwochabend hatte der Trainer samt Mannschaft und Manager Stephan Neitzel das erfahren, was die Geschäftsführung der Spielbetriebs- und Marketing GmbH der HSG in Person von Friedhelm Brune, Günter Blümel, Hermann Ludewig und Ralf-Peter Kaiser am Tag danach verkündete: Gestern Morgen hat die GmbH beim Amtsgericht Detmold einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. »Die angespannte Finanzsituation hat diesen Schritt unausweichlich gemacht. Neben der sportlichen Talfahrt waren primär der Ausfall von zugesagten Sponsorengeldern und sinkende Zuschauerzahlen dafür verantwortlich, dass Liquiditätsengpässe entstanden sind, die einen Spielbetrieb aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr zulassen«, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung. Betroffen davon ist nur die Bundesliga, die laut Ludewig in dieser Gemeinde keine Perspektive habe: »Das schmerzt und für einige bricht eine Welt zusammen. Aber wir müssen uns der Realität stellen, dass es keinen Sinn macht, in etwas zu investieren, das keine Zukunft hat. Es ist uns nicht gelungen, Bundesliga-Handball in Augustdorf gesellschaftsfähig zu machen.« Die Geschäftsführung unterstrich ihr verantwortungsvolles Handeln. Kaiser: »Bisher haben wir niemanden geschädigt. Alles weitere wäre ein Vabanque-Spiel geworden.«
Die finanzielle Seite ist die eine, die sportliche die andere. Die HSG ist mit nur zwei Siegen Tabellenletzter und hat sieben Punkte Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Mit dem Rückzug kommt die HSG dem Abstieg wohl nur zuvor. Dennoch traf Spieler, Trainer und Manager (bekamen ihr Januar-Gehalt nicht mehr) die Nachricht wie ein Schlag ins Gesicht. »Ich laufe mit einem großen Fragezeichen herum, weil ich es für unverantwortlich halte, diese Entscheidung sechs Tage nach Ende der Wechselfrist bekanntzugeben. Hätte man das eher getan, hätte sich der eine oder andere Spieler vielleicht noch umorientieren können. Der Weggang von André Kropp vergangene Woche zum TBV Lemgo erscheint jetzt in einem anderen Licht«, kritisiert von Boenigk und findet in Kapitän Christian Grunow einen Fürsprecher: »Dieses Handeln ist fahrlässig und selbstzerstörerisch. Ich hätte mir einen gemeinsamen Weg hieraus gewünscht.«
Dazu wird es nicht mehr kommen. Dass die laufende Saison zu Ende gespielt wird, ist »sehr, sehr theoretisch«. So wird die HSG in ihrer fünften Zweitliga-Spielzeit erster Absteiger sein und könnte dann für die Serie 2007/2008 einen Antrag auf Eingliederung in die Oberliga stellen. Die Mannschaft trainierte gestern Abend und will morgen im Heimspiel gegen den SV Bernburg - auch auf Anraten des Insolvenzverwalters - (letztmals?) auflaufen. »Die Chance, noch Geld zu bekommen«, so Neitzel, »ist dann größer.«

Artikel vom 23.02.2007