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Lincoln verliert die Nerven

Schalke bringt den Ball nicht an Adler vorbei - Kießling trifft für Bayer

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Nach 13 Spielen ohne Niederlage hat es den FC Schalke 04 wieder erwischt. Der Liga-Spitzenreiter unterlag Bayer Leverkusen gestern Abend mit 0:1. Junioren-Nationalspieler Stefan Kießling erzielte den glücklichen Siegtreffer in der 85. Minute.

Der nächste Schock folgte nach dem Abpfiff. Spielmacher Lincoln verlor die Nerven und sah nach einer Tätlichkeit gegen Bernd Schneider die Rote Karte. Der Brasilianer muss mit einer Sperre von mehreren Spielen rechnen.
»Das muss nicht sein. Aber es waren viele Emotionen im Spiel«, sagte Schalkes Trainer Mirko Slomka und nahm den Platzverweis hin: »Wir haben auch ohne ihn schon gute Spiele gezeigt und gewonnen.« Gegen Leverkusen vergaben die Schalker in der zweiten Halbzeit mit Lincoln den Sieg, weil sie immer wieder am Leverkusener Torhüter Rene Adler scheiterten, der den gesperrten Stamm-Schlussmann Hans-Jörg Butt glänzend vertrat. Slomka trauerte dem »Dreier«, der sieben Punkte Vorsprung auf Stuttgart bedeutet hätte, hinterher: »Wir hatten den Sieg verdient. Meine Mannschaft hat viel investiert.«
Zuerst war die Vorstellung aber überhaupt nicht meisterlich. Weil auch Bayer Leverkusen nicht gerade über sich hinaus wuchs, entwickelte sich eine zähe Partie mit nur wenigen Höhepunkten. Die gab es dafür nach Wiederanpfiff in Serie, und fast immer hatte Adler nun seine Hände im Spiel. Mit einer Reihe von Paraden hielt der 22 Jahre alte Ersatzmann seine müde werdende Elf in der Partie. Das 0:0 bei den Blackburn Rovers hatte den Bundesligisten am Donnerstag Substanz gekostet, das merkten die Leverkusener. Zu einem Kraftakt wollte sich auch Schalke aufraffen. Der Titelkandidat kesselte seinen Gast regelrecht ein, bei Adler war aber jedes Mal Endstation. Der eingewechselte Tim Hoogland versuchte es schließlich mit Gewalt. Auch diesen »Hammer« aus der zweiten Reihe parierte der Schlussmann.
Noch einmal flog er schön: In der 82. Minute scheitete Zlatan Bajramovic wie seine Vorgänger am herausragenden Toreverhinderer. Und als sich das Gelsenkirchener Geduldsspiel erfolglos dem Ende zuneigte, bäumte sich Bayer zum großen Gegenschlag auf. Stefan Kießling tanzte Dario Rodriguez und Marcelo Bordon aus und schob den Ball zum 1:0 ins Netz.
Verzweifelt stürmten die Schalker an, dann war Schluss - noch lange nicht mit den Titelträumen, aber doch an diesem Abend. Eine bittere Niederlage für die Königsblauen, die mit Christian Pander, Gustavo Varela, Levan Kobiaschwili, Peter Lövenkrands, Sören Larsen und Gerald Asamoah sechs Spieler ersetzen mussten. So kam in den letzten Minuten der Oberliga-Akteur Christian Erwig zum Einsatz, der bei seinem kurzen Debüt noch eine ganze Menge erlebte, nichts Gutes leider.
Denn nach dem Abpfiff rastete Lincoln aus. Der Spielmacher schritt gezielt auf Bernd Schneider zu und langte dem Leverkusener mitten ins Gesicht. Da hatte Schiedsrichter Manuel Gräfe keine Wahl. Er zückte Rot. Der Leverkusener Nationalspieler Schneider soll Lincoln während des Spiels mit Sprüchen wie: »Und du willst Brasilianer sein?« bearbeitet haben. »Wir haben schon Sorgen genug«, machte Slomka jedoch klar, dass er von Lincolns Revanche überhaupt nichts hielt. Auch gefiel dem Trainer die Nachricht aus der medizinischen Abteilung nicht: Mladen Krstajics Verletzung erwies sich als Rippenbruch. Damit fällt jetzt auch noch er aus.

Artikel vom 26.02.2007