Heilig-Geist: Gottesdienst zur Einweihung der bronzenen Kreuzweg-Reliefs
Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto) Bielefeld (WB). Mit einem Gottesdienst (19 Uhr) in der Heilig-Geist-Kirche werden heute die neuen Kreuzweg-Reliefs eingeführt. Sie ersetzen die seit 15 Jahren im Gotteshaus hängenden Schwarzweiß-Zeichnungen, die als Vorstudien der Ausführung in Bronze gelten.
»Mit dem Riesenrelief der Apokalypse in Kevelaer hatte ich meine Werke zu religiösen Themen eigentlich abschließen wollen, doch die Inbrunst, mit der die Heilig-Geist-Gemeinde das Kreuzweg-Projekt verfolgt, hat mich umgestimmt«, sagte Bert Gerresheim dem WESTFALEN-BLATT. Der 71-jährige Düsseldorfer Künstler beschäftigte sich in den späten 80ern mit dem Leidensweg Christi von der Verurteilung bis zur Grablege, und dank der Vermittlung Dieter Baum- Ewerts, des Architekten von Heilig-Geist, gelangten die wunderbaren Zeichnungen ins Gotteshaus an der Spandauer Allee. »In der Gemeinde jedoch bestand der Wunsch fort, den Kreuzweg in Bronze zeigen zu können«, sagt Pfarrer Dr. Markus Jacobs. Spenden der Gläubigen in fünfstelliger Höhe ließen diesen Traum jetzt Wirklichkeit werden. »Wir zeigen die christliche Botschaft, in die Form moderner, richtig guter Kunst gekleidet«, sagt Pfarrer Jacobs. »Unser Kreuzweg eröffnet den Kirchenbesuchern die Möglichkeit, ihr eigenes Dasein mit dem Leben Jesu in Beziehung zu setzen.« Das gelingt um so einfacher, als Gerresheim das religiöse Werk nicht spröde, sondern sinnlich gerät. Beim Anblick der weinenden Frauen wird auch das eigene Auge feucht. Dem Grobian nicht in römischer, sondern in deutscher Polizeiuniform, der Jesus die Kleider vom Leibe reißt, möchte man in den Arm fallen. Und die scharfen Kanten des Kreuzbalkens scheinen schmerzhaft in die Schultern des Betrachters zu schneiden. Auch lokale Bezüge dienen als Brücke: An der Station der weinenden Frauen begegnet uns Pauline von Mallinckrodt, deren Reliquien in Heilig-Geist aufbewahrt werden. Und es ist Friedrich von Bodelschwingh, der zusieht, wie Jesus entblößt wird. Ein leibhaftiger Protestant! »Dieses überkonfessionelle Zeichen hat die Gemeinde bewusst gesetzt«, sagt Pfarrer Jacobs, der sich nicht wundert, wenn dem Betrachter ökumenische Gedanken kommen. In der Regel arbeitet Gerresheim mit dunkler Bronze. In diesem Fall jedoch hätte das düstere »Löcher« ins Kirchenschiff geschlagen - also wurden die fast 40 Kilo schweren Reliefs (50 x 70 Zentimeter) weiß-grau patiniert: Die marmorne Oberfläche nimmt Farbe und Struktur der Säulen in Heilig-Geist auf. »Ich als Künstler darf der Architektur, die ich vorfinde, den Respekt nicht versagen«, meint Gerresheim bescheiden.
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