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Chinesische Weisheit

»Wer fragt, ist ein Narr für fünf Minuten. Wer nicht fragt, bleibt es ein für allemal.«

leitartikel
Alle machen »auf Familie«

Es ist viel falsches Spiel im Spiel


Von Rolf Dressler
Familienpolitik 2007 ff. - zu die- sem Thema wissen alle alles. Und zu den größten Laut-Sprechern gehören gerade auch jene, die mit der ältesten menschlichen Gemeinschaft kaum oder gar nichts mehr »am Hut haben«: die forschen Verfechter aller möglichen sogenannten Lebensentwürfe fernab jedes Gedankens an eine Ehe, geschweige denn an eigene Kinder mit den daraus resultierenden Bindungen und Fürsorgeverpflichtungen.
Familienpolitik? Unter diesem vermeintlichen Fortschrittsbanner schwirrt es, quer durch die Parteien, nur so vor lupenreiner Erwachsenen-Ideologie.
Neues, möglichst dickes (Steuer-)Geld muss her, tönt es im trauten rot-grün-gelb-schwarzen Einheitschor, obwohl Vater Staat Familien und Kindern schon heute nahezu 200 Milliarden Euro jährlich zukommen lässt. Im Schnellgang soll die Zahl der Krippen- und Hortplätze verdreifacht werden.
In Wahrheit aber betreiben die Beteiligten offenbar den vollständigen Bruch mit dem existentiellen Kern dessen, was sich von jeher als Urgrund jeder menschlichen Gemeinschaft bewährt hat - gerade auch in unruhigen Zeiten, wenn Jung und Alt an Leib und Leben bedroht waren.
Heiß tobt der Wettstreit darum, wer denn wohl am fixesten Geld beschaffen könne für eine breit angelegte außerhäusliche Baby- und Kinderbetreuung. Weiland handelte sich SPD-Generalsekretär Olaf Scholz verdientermaßen kräftige Schelte der CDU/CSU-Konkurrenz ein, als er bissig über die »Deutungshoheit über Deutschlands Kinderbetten« schwadronierte. Nun staunt gewiss nicht nur die »Frankfurter Allgemeine« darüber, dass zwischen CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen und deren SPD-Amtsvorgängerin Renate Schmidt politisch-programmatisch-ideologisch offenbar »kein Blatt passt«.
Schon fürchtet SPD-Chef Kurt Beck, die CDU könne den Seinen vor den nächsten Wahlen »das Zukunftsthema Nummer 1, die Familie« abspenstig machen. Nur, wen eigentlich kümmern die Gefühle und innersten Empfindungen der kleinsten und kleinen Kinder, die als Spielball einer überholt geglaubten Krippen- Ideologie herhalten müssen?
Warum eigentlich fördert Ursula von der Leyens Familienministerium ausgerechnet auch noch ein sogenanntes »Genderkompetenzzentrum« in Berlin? Dort wird doch genau jene Ideologie gelehrt, die Gesellschaftsveränderer in Wissenschaft und Politik etabliert haben: dass beim Menschen fortan nicht mehr das biologische Geschlecht (englisch: sex) entscheidend sei, sondern nur noch das soziale, erlernte (!) Geschlecht (englisch: gender), das jemand für sich persönlich empfinde.
Wer solche und andere zwingende Fragen stellt - oder muss man bereits sagen: zu stellen wagt? -, sollte den dümmlichen Holzhammer-Reflex, »einer von gestern« zu sein, mit Fassung tragen. So wie Thüringens evangelischer CDU-Regierungschef und von-der-Leyen-Kritiker Dieter Althaus und der katholische Kardinal Karl Lehmann.

Artikel vom 24.02.2007