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Der Klapperstorch ist gelandet

Frühlingsbote aus Afrika machte gestern Station im Tierpark Olderdissen

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Es wird Frühling. Untrügliches Zeichen: Im Heimat-Tierpark Olderdissen hat gestern früh der erste Weißstorch Zwischenstation auf dem Flug auf dem Rückflug ins Sommerquartier gemacht.

»Besuch dieser Art haben wir im vergangenen Jahr auch schon bekommen«, freut sich Tierpfleger Dieter Boguschewski über den Überraschungsgast - wegen der Verständigung mittels Schnabel auch Klapperstorch genannt. »Mit Fisch und Eintagsküken füttern wir die Zugvögel durch, damit sie wieder zu Kräften kommen.« Die Vorhut seiner Art (Ciconia ciconia), die gestern Bielefeld passierte, hatte es sich auf einem Baumstumpf einer Buche nahe dem Bärengehege bequem gemacht. Ein sicherer Ort in luftiger Höhe mit der Gewissheit, nicht vom Fuchs verspeist zu werden.
Die Segelflieger mit schwarzen Schwungfedern, weißem Federkleid sowie rotem Schnabel und roten Beinen nutzen zum Zug die warmen Aufwinde. Weil über dem Wasser aber keine Thermik entsteht, muss der Weißstorch das Mittelmeer umfliegen, um nach Afrika (und wieder zurück) zu gelangen. »Die Elbe ist die Trennlinie«, weiß Boguschewski. So ziehen die »Weststörche« bei Gibraltar über das Mittelmeer, um am Tschadsee den Winter zu verbringen. Die »Oststörche« fliegen das Niltal hinunter bis in den Sudan. Sie legen dabei zwischen 6000 und 7000 Kilometer am Stück zurück. »Eine enorme Anstrengung«, findet der Tierpfleger, die man dem Tier auch angesehen hat. Vermutlich handelte es sich um ein männliches Tier. Die verlassen in der Regel als erste ihr Winterquartier, und die Weibchen kommen später nach, um beim Nestbau zu helfen.
Apropos Nestbau: Wer jetzt im Tierpark genauer hinsieht und dabei die Augen auch noch gen Himmel richtet, der kann auch die wilden Fischreiher dabei beobachten, wie sie dabei sind, sich in den Baumwipfeln gemütlich einzurichten. Dabei beziehen sie zunächst die alten Domizile und brüten in Kolonien.
Fünf der neun Reihernester in Olderdissen sind bereits wieder belegt - und manchmal auch umkämpft. Futter besorgen sich die Reiher im weiten Umfeld Bielefelds. Fische und Mäuse finden sie unter anderem am Obersee in Schildesche und in den Rieselfeldern Windel in Senne.
Der Storch unterscheidet sich vom Reiher dadurch, dass er im Flug den Hals gestreckt hält. Beim Reiher ist er eingezogen, fast geknickt. Der Storch gilt als Glücks- und (der Sage nach) auch als Kinderbringer. In Thüringen übernimmt er sogar die Aufgaben des Osterhasen. Kein Wunder, nisten doch 78 Prozent der deutschen Störche im Osten des Landes. Landesweit brüten in der Bundesrepublik nach dem Tiefststand 1985 (mit 2949 Paaren) jetzt wieder rund 4500 Storchenpaare. Weltweit wird ihr Bestand auf 230 000 Paare geschätzt.

Artikel vom 21.02.2007