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Das zweite Tor öffnet die Tür

Champions League: Bayern hat nach dem 2:3 in Madrid noch Chancen

Madrid 1:3 zur Halbzeit. Die Bayern waren schon klar auf der Verliererstraße. 45 Minuten später dürfen sie wieder auf die Qualifiaktion für das Viertelfinale in der Champions League hoffen. Denn Mark van Bommel (88.) verkürzte in der starken Schlussoffensive gegen Real Madrid noch zum 2:3-Endstand. Laute Kommandos: Trainer Ottmar Hitzfeld. Foto: dpa
Vor 80 000 Zuschauern im Bernabeu-Stadion hatte es lange Zeit nach einem weiteren Rückschlag für die Bayern ausgesehen, die durch Tore der Real-Stars Raul (10./28. Minute) und Ruud van Nistelrooy (34.) klar ins Hintertreffen geraten waren. Einziger Hoffnungsschimmer vor der Pause war der Gegentreffer durch Lucio (23.). Nun reicht den Bayern in der zweiten Begegnung am 7. März im Olympiastadion bereits ein 1:0- oder 2:1-Sieg zum Weiterkommen.
Ohne Ordnung in der Abwehr, lange Zeit gehemmt und verkrampft im Spiel nach vorne: Die Verunsicherung nach den jüngsten Auswärtspleiten in der Bundesliga war auch in Spaniens Hauptstadt bei jeder Bayern-Aktion förmlich spürbar. Vor allem in der Defensive mit Daniel van Buyten und Martin Demichelis als Schwachstellen fehlte allzu oft die Zuordnung zum Gegner. »Ich bin ein bisschen sprachlos«, sagte Club-Präsident Franz Beckenbauer zur Halbzeit im Fernsehsender »Premiere« sichtlich verärgert und sprach von »Schüler-Fehlern« in der Abwehr. Die Mannschaft von Trainer Fabio Capello, dessen vorzeitiger Abschied aus Madrid spanischen Medienberichten zufolge längst beschlossene Sache ist, wirkte von Anfang an entschlossener und hatte in Beckham die überragende Figur des Spiels in ihren Reihen. Der Engländer, den Bayern-Manager Uli Hoeneß bei Bekanntgabe seines Wechsels in die USA als Hollywood-Star verspottet hatte, spielte in Weltklasseform und vor allem bei Standard-Situationen seine Stärken aus. Neben ihm fand in Raul ein weiterer »Galaktischer« zu alter Spritzigkeit zurück.
Schon in der 10. Minute hob van Nistelrooy mit einem präzisen Pass die Bayern-Abwehr aus den Angeln. Raul scheiterte im ersten Versuch am herausstürzenden Oliver Kahn, traf aber im Nachsetzen zu seinem 55. Champions League-Tor.
Auch beim 3:1 lieferte der Engländer mit einer Maßflanke die Vorarbeit. Und gleich nach dem Wechsel hatten die Zuschauer schon den Torschrei auf den Lippen, als Beckham einen Freistoß genau in den Winkel zirkelte. Aber Oliver Kahn war auf dem Posten, lenkte den Ball an die Latte. Es war die beste Szene in diesem Spiel, das dann nach einer Stunde kippte. Real Madrid machte den Fehler, den Vorsprung nur noch zu verteidigen. Die Bayern sorgten jetzt endlich für mehr Druck. Der eingewechselte Claudio Pizarro hatte schon die Chance zum Anschlusstreffer, der dann Mark von Bommel gelang.
Der Niederländer freute sich nach dem Abpfiff: »Dieses Tor war sehr wichtig. Vor der Pause haben wir geschlafen, in der zweiten Halbzeit haben wir die Partie dann aber diktiert.«
Madrid: Casillas - Torres, Helguera, Cannavaro, Roberto Carlos (59. Raul Bravo) - Beckham, Gago, Guti, Raul - Higuain (53. Robinho), van Nistelrooy
München: Kahn - Sagnol, Lucio, van Buyten, Lahm - van Bommel, Demichelis (46. Salihamidzic), Hargreaves, Schweinsteiger (79. Scholl) - Makaay, Podolski (61. Pizarro)
Schiedsrichter: De Bleeckere (Belgien)
Zuschauer: 80 000
Tore: 1:0 Raul (10.), 1:1 Lucio (23.), 2:1 Raul (28.), 3:1 van Nistelrooy (34.), 3:2 van Bommel (88.)
Gelbe Karten: - / Hargreaves, Schweinsteiger, Demichelis

Artikel vom 21.02.2007