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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Die Hand am Starenkasten


Die Demontage stationärer Radarfallen, die so genannten Starenkästen, zieht für normale Autofahrer ein Strafverfahren nach sich. Nicht so beim Landrat, der ja der Chef der Polizei ist. Mit einer Klage wegen des Abbaus von acht Starenkästen im Kreis Gütersloh muss Sven-Georg Adenauer also nicht rechnen, wohl aber mit kritischen Fragen, ob er für einen populären Auftritt Unfälle und Verletzte in Kauf nimmt.
Mit der finanziellen Schonung von Rasern und Dränglern hat der Abbau nichts zu tun. Das belegt ein Blick in den Kreishaushalt, der in diesem Jahr von gleichbleibend hohen Einnahmen aus Geldbußen in Höhe von 3,2 Millionen Euro ausgeht. Die zusätzliche Anschaffung eines mobilen Radarmessgerätes und die Ankündigung, an Unfallschwerpunkten verstärkt zu kontrollieren, greifen Raser an einem wunden Punkt an. Mit Starenkästen-Warngeräten im eigenen Auto und reflektierenden Folien für das Nummernschild greifen doch schon längst viele zu illegalen Methoden der Blitzabwehr. Hinzu kommen Warnungen vor »Blitzern« im Rundfunk und im Internet. Und wer hat nicht schon vor einem ihm bekannten Starenkasten die Geschwindigkeit gedrosselt, um kurz danach wieder ordentlich zu beschleunigen? Mit solchen Strategien werden die mobilen Blitzeinsätze besser fertig als die fest montierten Blitzanlagen.
Die Demontage hat einen anderen Haken. Viele Kreise und Städte halten an den stationären Anlagen fest, weil sie einfach nicht genug Polizisten haben, um mobile Überwachungen zu verstärken. Die Starenkästen dienen dort nicht nur der Prävention, sondern sind schlichtweg Kontroll-Ersatz, für den kein Gehalt und keine Sozialleistungen zu zahlen sind. Bei der Vorstellung der Polizeireform hat Landrat Adenauer keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass die Polizei künftig eher mit noch weniger Stellen wird auskommen müssen. Doch ohne Polizisten kommen die mobilen Blitzer nicht zum Einsatzort.

Artikel vom 17.02.2007