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Cronsbachfunken entern rote Festung

Weiberfastnacht: Narren-Hundertschaft entmachtet den Bürgermeister und tanzt im Ratssaal

Aus dem närrischen Rathaus berichtet Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Es war eine ganze Hundertschaft, die da gestern das Rathaus stürmte - oder besser: enterte. Denn die verwegenen Gestalten kamen per Schiff den Pulverbach hinaufgesegelt. Auf Gegenwehr trafen sie nicht - im Nu hatten sie die »rote Festung« erobert.

Der Schlossherr machte es dem bunten Völkchen allerdings auch nicht allzu schwer: Die Türen zum Ratssaal standen sperrangelweit offen. Der Gastgeber fuhr Berge von Butterkuchen auf, schenkte großzügig Steinhagens hochprozentigsten Tropfen aus, und war der erste, der ein dreifaches »Steinhagen Helau« in die Runde warf. Wenn Weiberfastnacht ist, dann spielt Bürgermeister Klaus Besser doch gerne mit . . .
Und der Karnevalsclub Cronsbachfunken findet es anscheinend ebenfalls toll, über sein Reich herzufallen. Unter Führung ihrer Präsidenten Axel Berger und Thomas Leimkuhl zogen - geschätzte - 150 Jecken die Treppe zum ersten Stock hinauf. Selbst mancher unkostümierte Bürger hatte sich unter das närrische Trüppchen gemischt. Und die Rathaus-Mitarbeiter waren fröhliche Zaungäste.
»Hier fliegen gleich die Akten aus den Schränken«, drohten die Cronsbachfunken zur Melodie von »Polonaise Blankenese« an. Doch des Bürgermeisters Amtsstube ließen sie diesmal frei von Confetti, lieber versprühten sie im Ratssaal gute Laune. Schließlich darf man dort, quasi auf politischen Parkett, ja nicht alle Tage ein Tänzchen mit dem Bürgermeister wagen. Königin Brunhild, bekanntlich ein furchtloses Weib, (Gisela Breckenkamp) tat's. Und ihre Rivalin Kriemhild alias Gitta Lochmüller ging dem Hausherrn mit scharfer Schere an die Krawatte.
Noch weitere Damen bereiteten dem Bürgermeister »Scherereien« und kürzen das (fast noch modische) gelbe Halsgebinde Stück um Stück. Prinzessin Diana (7) will ihren Schlipsschnipsel gut hüten und fortan in ihrer Fundkiste verwahren. Wann kriegt man schon mal ein Stück vom Bürgermeister? Und wann hört der in seinen heiligen Hallen statt politischer Reden schon den »WM«-Song oder das »Lasso«-Lied?
Nach einer guten Stunde war der Spuk vorbei. »Der Fluch vom Cronsbach« - so das diesjährige Karnevals-Motto ereilte - schnipp, schnapp - die Bankenwelt, bevor die Piraten-Party im Zelt am Steinhägerhäuschen startete.

Artikel vom 16.02.2007