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Schlechte Presse, gute Kasse

Sparkasse Gütersloh zieht die Bilanz eines schwierigen Jahres

Gütersloh (rec). Schlagzeilen sind das eine, Geldgeschäfte das andere. Die Sparkasse Gütersloh hat das in der öffentlichen Wahrnehmung schwierige Jahr 2006 erstaunlich gut gemeistert. Kundenzahl und Bilanzsumme stiegen, das Betriebsergebnis blieb nahezu konstant.

Mit zwei Millionen Euro fiel der Jahresüberschuss zwar um 500 000 Euro geringer aus als im Jahr 2005. Doch gemessen am durchschnittlichen Betriebsergebnis blieb die Quote mit 1,19 Prozent so gut wie auf dem Vorjahreswert (1,2 Prozent). Wie in der Branche generell schrumpfte das Geschäft mit Bausparverträgen (ein Fünftel weniger Verträge als 2005), dafür boomten die Riester-Renten. Die Vorstandsvorsitzenden Eckhard Heitlage und Hans-Herrmann Kirschner verstärkten den Trend noch, indem sie das Beratungspersonal im vierten Quartal auf den Vertrieb von Riester-Produkten konzentrierten. Folge: Mit 1404 Verträgen zu einem Volumen von 14,5 Millionen Euro wurden 126,5 Prozent mehr unterschrieben als 2005.
Hans-Hermann Kirschner freute sich während der Bilanzvorstellung gestern darüber hinaus über größeren Mut im Wertpapiergeschäft. Die Kunden kauften Aktien und Fonds im Wert von 598 Millionen Euro - ein Zuwachs von 17,5 Prozent. Die Kundenkredite schrumpften leicht um 1,7 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro: »Das lag unter anderem an hohen Tilgungsraten im vergangenen Jahr«, erläuterte Heitlage. Die Bilanzsumme wuchs um 2,2 Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro. Insgesamt betreut die Sparkasse derzeit rund 66 000 Kunden (+0,3 Prozent).
Billigangebote von Direkt- und Internetbanken drücken die Margen - für das laufende Jahr rechnen die Vorstandsmitglieder sogar mit einem rückläufigen Gesamtergebnis. Die nach außen hin spektakulärste Reaktion darauf war Personalabbau. Ende 2005 arbeiteten noch 462 Menschen für die Sparkasse, Ende 2006 waren es noch 422. Von den 43 Angestellten, denen ein Aufhebungsvertrag vorgelegt wurde, unterschrieben 25. Einer Pressemitteilung der Gewerkschaft Verdi zufolge hat trotz Einschaltung der Unternehmensberatung Rundstedt und Partner noch kein einziger dieser Personen einen neuen Arbeitsplatz gefunden. »Das ist falsch. Sieben ehemalige Sparkassenmitarbeiter haben neue Arbeitsplätze gefunden. Viele suchen erst jetzt richtig, da die Kündigungsfristen teilweise bis Ende 2007 oder Ende 2008 reichen,« stellte Eckhard Heitlage fest. Die Fortbildungen, die den verbliebenen 18 Angestellten nahegelegt würden, seien keine Schikane, sondern eine Chance: »Damit können sie sich auf ihre neuen Aufgaben im Unternehmen qualifizieren,« ergänzte Kirschner. Es gebe keine Kollegen zweiter Klasse.
Die Sparkasse suche auch kein neues Personal. Bei einer von Verdi monierten Ausschreibung handele es sich um eine frei gewordene Stelle in der Versicherungsagentur, für die es keinen internen, qualifizierten Bewerber gebe.

Artikel vom 17.02.2007