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Verl Zentrum der Küchenwelt

Nobilia ist dabei, Alno von der Top-Position in Deutschland zu verdrängen

Von Bernhard Hertlein
Verl (WB). An keinem Ort der Welt werden mehr Küchen hergestellt als in der Gemeinde Verl bei Gütersloh. Nobilia, das hier in zwei Werken in den Ortsteilen Sürenheide und Kaunitz produziert, schickt sich an, die Alno AG (Pfullingen) inklusive Wellmann (Enger) und Geba (Löhne) als größter deutscher Küchenhersteller abzulösen.

Die meistverkaufte deutsche Küchenmarke ist Nobila schon jetzt. 2005 lag die Alno-Gruppe beim Umsatz noch etwa 15 Millionen Euro vor den Ostwestfalen. Nicht zuletzt dank des neuen Werks in Kaunitz, in das die Verler 45 Millionen Euro investiert haben, konnte Nobilia jedoch 2006 um 17,1 Prozent zulegen. Das lag deutlich über dem Branchendurchschnitt von 10,7 Prozent. Entsprechend erhöhte sich der Marktanteil von 20,3 auf 23,1 Prozent. In der Klasse der mittelteuren Küchen zwischen 5000 und 6000 Euro erzielt Nobilia sogar einen Anteil von 40,7 Prozent. Die Alno AG wird ihre Geschäftszahlen erst zur Jahresmitte vorlegen.
Die ersten beiden Monate des neuen Geschäftsjahres brachten die von Geschäftsführer Dr. Günther Scheipermeier und Eigentümer Werner Stickling wegen der Mehrwertsteuer-Erhöhung erwartete Delle in der Nachfrage. Gleichwohl sind die Kapazitäten in den beiden Werken weiterhin gut ausgelastet. Dafür sorgt unter anderem der bislang größte Auftrag in der Firmengeschichte aus China, wo Nobilia in der Stadt Quindao 4900 neue Appartements mit Küchen ausstatten wird. Weitere Aufträge aus Fernost sollen folgen, so dass sich der Anteil der Volksrepublik am Gesamtumsatz von bislang zwei Prozent 2007 deutlich erhöhen wird.
Insgesamt erwartet Scheipermeier im neuen Geschäftsjahr einen Umsatzanstieg »im hohen einstelligen Prozentbereich«. Nach Investitionen in eine erste Roboterstraße für das Werk in Kaunitz soll die dortige Tagesproduktion im zweiten Halbjahr von 2700 auf 4200 steigen. Im Stammwerk Sürenheide werden täglich 16 000 Küchen hergestellt.
Für den Vertrieb sorgt nach wie vor der eigene Fuhrpark mit 210 Fahrern, 106 Zugmaschinen und 350 Aufliegern. Die Reklamationsquoten liegen nach Angaben von Vertriebsleiter Oliver Streit deutlich unter dem Niveau von Fremdspeditionen.
Die in einigen Fachgeschäften verkaufte Marke Noblessa, baugleich mit Nobilia, konnte ihren Umsatz 2006 um 34 Prozent auf 21,5 Prozent steigern.
Mehr noch als im Inland konnten die Verler ihren Umsatz im Ausland erhöhen. Dabei schaffte Nobilia in Schweden sogar das Kunststück, 100 Prozent der importierten deutschen Küchen aus seiner Produktion zu liefern. Voraussetzung war die Beteiligung an einer Handelskette. Die beiden größten heimischen Hersteller Nobia und Ikea könnten in Schweden ansonsten über ihre Handelshäuser jeden Wettbewerber ausschalten. Insgesamt werden vier Prozent der Nobilia-Produktion nach Schweden exportiert.
Ähnliche Beteiligungen an Handelsfirmen besitzt Nobilia auch in Belgien und Großbritannien. Vergleichbare Aktivitäten auf dem deutschen Küchenmarkt schloss Scheipermeier gestern aber auf Anfrage »kategorisch« aus.
www.nobilia.de

Artikel vom 15.02.2007