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Unicef-Studie

Familie muss gestärkt werden


Wieder einmal gibt es eine Studie über deutsche Kinder, und wieder einmal ist das Ergebnis alles andere als erfreulich. Doch Vorsicht: Viele Erkenntnisse der Unicef-Studie sind nicht neu und spiegeln lediglich die hinlänglich diskutierten Ergebnisse von Pisa und Co. wider. Dass Einwohner von Stadtstaaten wie Bremen und Hamburg ein höheres Armutsrisiko tragen als Menschen in wirtschaftlich starken Ländern wie Bayern oder Baden-Württemberg, ist eine Binsenweisheit, die für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen gilt.
Zwei Ergebnisse der Unicef-Studie allerdings lassen aufhorchen. Da ist zum einen die Tatsache, dass Kinder in Deutschland weniger stark am Wohlstand teilhaben als etwa in Tschechien. Sind uns das Auto, der Flachbildfernseher, der Zweit- oder Dritturlaub tatsächlich wichtiger als unser Nachwuchs?
Das zweite bemerkenswerte Ergebnis der Studie verstärkt diesen Eindruck: Mehr als die Hälfte der 15-Jährigen in Deutschland beklagt, dass ihre Eltern kaum Zeit haben, sich mit ihnen zu unterhalten. In keinem anderen Industrieland wird zwischen Eltern und Kindern mehr geschwiegen.
Wer will, dass es den Kindern besser geht, muss die Familien stärken - mit Geld, mit Unterstützung etwa durch verbesserte Betreuungsmöglichkeiten und mit Anerkennung der Erziehungsleistung. Hier hat die Politik viel versprochen. Gehalten hat sie bislang wenig.
Andreas Kolesch

Artikel vom 15.02.2007