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Krachmacher-Motto: Lärmen statt Lernen

200 Schüler auf »Gute-Laune-Mission« in Oesterweg unterwegs - Stimmung im Kamelle-Regen

Versmold-Oesterweg (mapu). »Jetzt zeigen wir den Leuten mal, wie man es richtig krachen lässt«, kündigt Sven vollmundig an. Seinen Worten lässt der Achtjährige denn auch ohrenbetäubende Töne aus einer beachtlich großen Tröte folgen. Wie Sven machen beim dritten »Krachmacherumzug« 200 Kinder heiter Gebrauch von ihrer »Lizenz zum Lärmen«.
Gestern Morgen um 10 Uhr auf dem Hof der Grundschule Oesterweg-Hesselteich: Die Schüler versammeln sich gemeinsam mit ihren Kollegen von der Matthias-Claudius-Schule zu einem Marsch, der auch den verträumtesten Oesterweger Langschläfer bald senkrecht im Bett stehen lässt. Bewaffnet mit Trompeten, Ratschen, klappernden Töpfen und strapazierfähigen Stimmbändern, macht sich die kleine Gute-Laune-Armee auf zum stimmungsvollen Streifzug durch das noch schlummernde Dorf-Idyll. Die Mission ist unmissverständlich: Nach Lust und Laune richtig viel Krach machen. Schließlich ist Weiberfastnacht und Zurückhaltung ausnahmsweise absolut unerwünscht. Lediglich eine Grenze wird den Schülern aufgezeigt: Der in grüner Polizeijacke voranschreitende Bezirksbeamte Josef Buchholz darf nicht überholt werden.
Ansonsten herrschen am Donnerstag keinerlei Auflagen, worauf auch Grundschulleiter Dirk Kurhofer großen Wert legt: »In Versmold ist ja leider der Rosenmontag für uns Schulen gestrichen«, bedauert er, dass der höchste aller Karnevalstage in der Fleischstadt als schulfreier, beweglicher Ferientag auserkoren ist. »Aber man muss den Schülern in diesem jungen Alter wenigstens einmal im Jahr etwas ÝJeckesÜ bieten. Darum sind wir froh, dass wir den Krachmacherumzug haben - und den sollen die Kinder dann auch gerne wörtlich nehmen.« Der Schulleiter selbst mischt inmitten der feiernden Menge indes entsprechend seiner Mönch-Verkleidung etwas reservierter mit - im Gegensatz zu seinen Schülern.
Die erleben beim munteren Marsch durch Oesterweg ihren Party-Höhepunkt am Glockenweg. Dort hat Familie Holtkamp die Fenster geöffnet und lässt unentwegt Klümpchen und Kamelle auf die gierig nach den Schlickereien lechzende Menschenmasse regnen. Der Höhepunkt einer aufregenden Tour, die nach 37 packenden Minuten mit der Rückkehr aufs Schulgelände endet. Anschließend lassen Lehrer und Schüler den Tag etwas ruhiger mit Spielen, Tänzen und Frühstück ausklingen. Und Schulleiter Dirk Kurhofer stellt nach der dritten »Krachmacher«-Auflage fest, dass ein Satz immer mehr an Bedeutung gewinnt, den Sekretärin Anke Weinbrenner schon vor Abmarsch von sich gab: »Es wird langsam Tradition.«

Artikel vom 16.02.2007