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Zeitreise in bewegte Hof-Historie

Martin Ellerbeck arbeitet an Buch über die Bockhorster Urbar-Höfe

Von Stefanie Hennigs
Versmold-Bockhorst (WB). Auf Spurensuche in längst vergangenen Jahrhunderten gehen: Ein normaler Detektiv hätte diesen Auftrag wohl abgelehnt. Nicht jedoch Martin Ellerbeck. Der passionierte Bockhorster Heimatforscher hat in den vergangenen drei Jahren die Geschichte der 37 ältesten Bockhorster Höfe und ihrer Familien zusammengetragen -Êund dabei vieles entdeckt, was er momentan in einer Mappe voller Zeitgeschichte für zukünftige Generationen bewahrt.

Es ist eine Zeitreise mitten ins 16. Jahrhundert. 37 Hofstellen gibt es in »Boickhorst«. Durchschnittlich acht Menschen leben auf einem Hof, die kleine Bauerschaft zählt damit 300 bis 350 Einwohner. Hermann Meier zu Boickhorst Alardt zum Varenbrinke: Die Namen der Hofbesitzer finden sich im »Ravensberger Urbar« von 1556, in dem die 37 Bockhorster Hofstellen aufgezeichnet wurden.
450 Jahre später hat Martin Ellerbeck - zum Teil mit vielen Mühen -Ê36 dieser alten Höfe identifiziert und die Geschichte der Familien aufgeschrieben. In persönlichen Gesprächen mit den heutigen oder früheren Bewohnern und Nachfahren erfuhr der Bockhorster viel über das, was sich auf den Höfen ereignet hat, über Höhen und Tiefen, Brände und Unglücksfälle, die Entwicklung der Höfe und die Tätigkeiten der Bewohner. Er habe keine Geschichte, sondern Geschichtliches aufschreiben wollen.
»Bemerkenswert ist, dass viele Höfe ihre Namen über diese Zeit behalten haben«, sagt Martin Ellerbeck. Der Hof Wagemann trage den Namen inzwischen in 16. Generation. Auf einer Übersichtskarte, die im Bochhorster Kotten hängt, sind die Standorte der Hofstellen genau eingezeichnet. »Fast alle Höfe sind in den vergangenen Jahrhunderten abgebrannt und neu errichtet worden«, sagt der 82-Jährige. Dass Bockhorst zwar schön, aber arm an Geschichte sei: Diese Aussage früherer Heimatforscher dürfte das Album Ellerbecks endgültig in das Reich der Fabel verweisen. Denn Historisches gibt es einiges über die Höfe, die zum Teil schon 1151 erstmals erwähnt wurden.
Nur ein einziger Hof ist wohl für immer ins Dunkel der Geschichte getaucht. »Die Hofstelle Heinrich in den Boien haben wir nicht wiedergefunden«, bedauert Ellerbeck. »Er war ein Markkötter und hatte nur ein Haus von zwei Gefachen«, nennt er die Details, die das Urbar bis in die heutige Zeit bewahrt hat. Viele Hof-Bewohner konnten Martin Ellerbeck auch mit alten Urkunden oder Abschriften weiterhelfen, die er in unzähligen Stunden entzifferte. »Auch wenn einige erst meinten, sie hätten gar nichts von früher: Meist kam dann ein ganzer Packen zutage«, sagt Ellerbeck lächelnd.
Zusammengestellt hat er seine Arbeit jetzt in einer dicken Mappe mit Hilfe von Reiner Lippold, Schriftführer des Bockhorster Heimatvereins. Er hat die Höfe -Êso noch vorhanden -Êmit seiner Kamera ins rechte Licht gerückt und das Album mit alten Fotos oder Kartenausschnitten bereichert. Eindrucksvoll sind auch die Bilder von den alten Torbalken, deren Inschriften Zeugnis der Vergangenheit ablegen.
Den Mitgliedern des Heimatvereins stellten die Beiden im rappelvollen Kotten während der Jahreshauptversammlung am Montag die bisherigen Erkenntnisse vor. »Und einige Höfe stehen noch aus.« Wenn die Arbeit abgeschlossen ist, sollen die Ergebnisse Interessierten in Buchform zugänglich gemacht werden. »Denn Zukunft ist Herkunft. Wenn wir uns unserer Herkunft nicht mehr erinnern, werden wir keine Zukunft haben«, bringt der Heimatforscher sein Anliegen mit einem Zitat des Philosophen Gadamer auf den Punkt.
l Es besteht die Möglichkeit, sich die bisherigen Ergebnisse am Sonntag, 18. Februar, anzuschauen. Von 11 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr heißt der Heimatverein alle Interessierten im Bockhorster Kotten willkommen.

Artikel vom 14.02.2007