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Käfer bedrohen den Baumbestand

Nach »Kyrill«: Im Piumer Forst werden die Schäden nach und nach aufgearbeitet

Von Frauke Kanbach
Borgholzhausen (WB). Als der Orkan »Kyrill« vor etwa vier Wochen über Deutschland hinweg stürmte, knickten Bäume gleich reihenweise wie Streichhölzer um. Auch in den Piumer Wäldern hat der Orkan großen Schaden angerichtet. Dort sind die Forstarbeiter noch immer mit Aufräumarbeiten und Aufarbeitung des Sturmholzes beschäftigt.

Diese Arbeiten werden auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, wie die zuständige Forstbetriebsbeamtin Gabriele Lindemann weiß. Erklärend fügt sie hinzu, dass das schwierige Gelände das Aufräumen erschwere. Steilhanglage, weite Rückwege und nass-matschigen Untergrund zählt sie als Gründe auf. Dazu kommen verstreute Nesterwürfe. Lindemann: »Es sind hier mal 20 Festmeter, da mal 100 und dort mal 300 Festmeter.«
Die 42-Jährige betreut seit 1995 den Forstbetriebsbezirk Borgholzhausen, zu dem auch Versmolder Gebiet gehört. 99 Prozent der von ihr betreuten 2000 Hektar sind Privatwald. Den Verlust in ihrem Verantwortungsbereich schätzt die Forstbetriebsbeamtin auf etwa 5000 Festmeter hochwertiges, sägefähiges Nadelholz, zu 90 Prozent Fichte. Bei dem Orkan sei die Hälfte ihres Jahreseinschlags gefallen, versucht Lindemann die außergewöhnliche Lage zu verdeutlichen. Sie sei jedoch erfahren genug zu wissen, dass ungeordneter Aktionismus fehl jetzt am Platze wäre: »Fachlicher Sachverstand und Geduld sind nun gefragt.« Lindemann ist froh, dabei auf drei Fachfirmen aus der Region zurückgreifen zu können. Die Forstbetriebsbeamtin kennt sie als zuverlässige und leistungsstarke Unternehmen, deren Mitarbeiter keinen Einsatz scheuen und tun, was möglich ist. Ihre Arbeit ist gefährlich. Viele umgeknickten Bäume stehen unter Spannung, drohen beim Bearbeiten zu zerspringen. Die Forstbeamtin erklärt, dass die Arbeiter umsichtig und sorgfältig sein müssen: »Es darf sich keine gefährliche Routine einschleichen.«
Ein zeitliches Ende der Verarbeitung zu bestimmen sei unmöglich, wie die 42-Jährige klarstellt und nochmals betont, dass man unter den gegebenen Umständen so schnell und effektiv wie möglich arbeite. Auf 700 bis 800 Festmeter schätzt die Fachfrau die aufgearbeitete Menge an Holz bis dato. Aufgrund der großen Nachfrage seitens der Sägewerke könne das Holz auch noch gut vermarktet werden.
Für die kommenden Wochen und Tage wünscht sich Gabriele Lindemann dennoch nasses, kaltes und windiges Wetter, um einer möglichen Borkenkäferplage zuvor zu kommen. Durch den warmen Herbst und bisher auch relativ warmen Winter habe sich das kleine Tier stark vermehrt. Wird der Frühjahr warm und trocken, fürchtet Lindemann eine Explosion des Borkenkäferbestands. Großen Schaden könne vor allem der Buchdrucker-Borkenkäfer anrichten. Er greife bevorzugt Bäume an, deren Schutzsystem nicht mehr intakt sei.
Den in einigen Wäldern Ostwestfalen-Lippes stattgefundene Katastrophen-Tourismus hat die Forstbeamtin in ihrem Bezirk nicht beobachtet. Im Gegenteil. Angesichts der entstandenen Schäden hätten ihr gegenüber viele Bürger ihre Betroffenheit geäußert. Seit dem 4. Februar ist das nach dem Orkan verhängte Betretungsverbot für die Wälder offiziell wieder aufgehoben. Wer jetzt den Wald betrete, tue dies auf eigene Gefahr. Um sich nicht unnötig in Gefahr zu begeben, rät die Forstbetriebsbeamtin sich an bestimmte Regeln zu halten: »Immer auf dem Weg bleiben und Hauungsgebiete weiträumig meiden.«

Artikel vom 14.02.2007