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Einbahnstraße führt ins Wohnzimmer

Fußgängerzone oder Spielstraße: Rat diskutiert heute über Verkehrsfreigabe am Kirchplatz

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Soll nach Markt- und Fivizzanoplatz auch der Kirchplatz für den Autoverkehr freigegeben werden? Die Meinungen sind geteilt - bei Politikern wie bei Geschäftsleuten. Das zeigte sich jüngst nicht nur in einer Umfrage unter den Einzelhändlern im Ortskern, auch die Fraktionen gehen heute in die Gemeinderatssitzung mit sehr unterschiedlichen Haltungen. Das WESTFALEN-BLATT fragte nach.

Die CDU kann sich durchaus eine Öffnung vorstellen - und zwar des kompletten Kirchplatzes. »Allerdings als Einbahnstraße«, erklärt Fraktionschef Herbert Mikoteit. Gegen den Uhrzeigersinn könnten die Autos die Kirche umrunden, Ein- und Ausfahrt wäre am Steinhägerhäuschen vorstellbar. Es sollte eine verkehrsberuhigte Zone eingerichtet werden. Denn so müssten alle Rücksicht aufeinander nehmen, und es gebe eine Handhabe gegen Temposünder und Dauerparker. »Heute kann man überall fahren und parken. Wir machen die Situation nur kontrollierbar.«
Die Absperrung zum Fivizzanoplatz will die CDU bestehen lassen. Die Verkehrsströme im Ortskern seien eine viel weitergehende Frage, die erst mit der im März beginnenden Rahmenplanung geklärt werden könne.
Da ist die STU anderer Meinung. Fraktionsvorsitzender Dieter Breckenkamp spricht sich durchaus für das Entfernen der Poller vor Spielothek und Internetcafé aus: »Der Kirchplatz ist viel zu eng, um dort wenden zu können.« Denn nur der südliche Teil vor dem Betten- und Matratzenservice sollte freigegeben, der nördliche Bogen aber abgesperrt werden: »Gerade um das schöne Flair zu erhalten und um den Bereich der Eisdiele zu schützen.«
Mindestens die Öffnung des südlichen Teils müsste auch laut FDP möglich sein. Hans Matthieu könnte sich dort gut eine Einbahnstraßenregelung mit Einfahrt von der Alten Kirchstraße und Ausfahrt über den Fivizzanoplatz vorstellen. Die Poller müssten abgebaut werden. Autos vor Steinhägerhäuschen und Alter Schmiede findet er dagegen problematisch.
Die Außengastronomie ist für die SPD das Argument, um sich gegen die Öffnung auszusprechen: Der Kirchplatz soll Fußgängerzone werden, sagt Sabine Godejohann. »Er ist das Wohnzimmer des Dorfes. Dort soll man es sich nett machen, dort soll man auch einkaufen gehen - und zwar ohne Autoverkehr.«
Das findet auch die UWG, die heute Abend ebenfalls für die Fußgängerzone plädieren wird. Der nördliche Bereich mit Gastronomie und Geschäften für Familien mit kleinen Kindern müsse besonderen Schutz genießen, findet Karin Hoppmann. Und der sei wichtiger als die Öffnung des südlichen Teils. »Es ist dort noch nichts entschieden über Ein- und Ausfahrtmöglichkeiten an der Alten Kirchstraße, am Schlichte Carree und zum Fivizzanoplatz entschieden, und somit ist der Verkehrsfluss nicht geklärt.«
Der Kirchplatz sei ein so schöner Platz, sagt Angelika Fritsch-Tumbusch. Für die Grünen ist er deshalb tabu - nicht nur wegen der Außengastronomie und der kleinen Läden, die zum Bummel einladen, sondern auch wegen der Ausbaupläne für das Schlichte Carree. Der Durchbruch zwischen Kirchplatz und Innenhof sei ja noch nicht vom Tisch.
Auch die Bürgerallianz spricht sich - anders als beim Markt- und Fivizzanoplatz - gegen Autos am Kirchplatz aus: »Wir haben mit den Geschäftsleuten gesprochen und wissen, dass sie gerne die Öffnung hätten. Aber die Situation ist gerade zwischen Eisdiele und Kirchhofsmauer viel zu eng und unübersichtlich«, erklärt Jutta Ostermann-Lau.

Artikel vom 14.02.2007